Archiv der Kategorie: Bilder-Tutorien

Tutorium: Baguettes selbst backen

Mein zweites Online-Backtutorium ist fertig. Diesmal geht es um das Selbstbacken von französischen Baguettes. Eine umfassende Beschreibung, drei erprobte Rezepte verschiedener Schwierigkeitsgrade, zwei ausführliche Videos und Bilderserien sollen auf 27 Seiten allen eine Anleitung geben, wie ihr das zuhause hinbekommt.

Ab Mittwoch, 25.04.18 bis zum 01.05.18, werden die Rezepte in meiner Facebook-Gruppe Angebacken im Rahmen einer gemeinsamen Backwoche gebacken und gemeinsam diskutiert. Wer Interesse hat, ist herzlich eingeladen, an der Aktion teilzunehmen. Mein Admin-Team und ich werden dort bei Fragen helfen und kommentieren. Eine lohnende Aktion!

Das Tutorium ist wegen des Umfangs extern bei Google Docs gespeichert.

Tutorium: Baguettes selbst backen

Tutorium: Helle Weizenbrötchen selbst backen

In meiner Facebook-Gruppe „Angebacken“ findet an diesem Wochenende ein gemeinsames Back-Event statt. Wir backen gemeinsam helle Weizenbrötchen mit dem Ziel, sie optisch und geschmacklich einmalig hinzubekommen.

Hierzu habe ich mein schon bestehendes Brötchen-Tutorium von 2012 erweitert, um ein vielfach erprobtes und gelingsicheres Kursrezept ergänzt und ausführliche Videos erstellt, die alle Arbeitsschritte deutlich zeigen. Es ist eine Art kleiner kostenloser Online-Backkurs daraus entstanden. Erste Ergebnisse von Teilnehmern zeigen bereits, daß die Beschreibungen hervorragend reproduziert werden.

Da ich gerne das Tutorium für alle verfügbar machen möchte, poste ich es auch hier im Blog. So können mehr Menschen davon profitieren und vielleicht in Zukunft auch erfolgreich helle Brötchen backen. Brötchen, die ohne jegliche Zusatzstoffe entstehen und trotzdem sehr lecker und locker werden.

Wer bei Facebook ist und morgen oder übermorgen noch mitmachen möchte, ist herzlich eingeladen!

Aufgrund der Ausführlichkeit ist das Rezept und die Beschreibung als Google-Dokument erstellt worden. Ihr findet es hier:

Brötchen-Tutorium

Die Videos verlinke ich auch:

Teig mischen und kneten

 

Teiglinge formen und reifen lassen

 

Teiglinge einschneiden und backen

 

Viel Erfolg beim Nachbacken!

Auffrisch-Brötchen

Auf Wunsch von Leserinnen und Lesern nach einen Rezept für Brötchen, bei dem die beim Füttern übrig bleibende Menge alten Lievito Madres verbraucht wird, habe ich mich vergangenen Mittwoch an die Arbeit gemacht.

Da das Rezept auf Anhieb funktioniert hat und sowohl optisch als auch geschmacklich ein gutes Ergebnis heraus kam, kann ich es gleich veröffentlichen.

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Mal abseits schon von mir begangener Milchbrötchen-Wege war das Ziel, ein Milchbrötchenrezept zu entwickeln, bei dem der Fettanteil aus Olivenöl besteht. Dieses verleiht eine leicht herbe, jedoch nicht unangenehme Note den eigentlich süßlich-soften Gebäcken, wie ich auch schon beim Olivenöl-Sandwichbrot sehen konnte. Dieses „musste“ ich schon häufiger nachbacken, weil alle es so gerne essen.

Ihr könnt gerne mit dem Honiganteil spielen, im Rezept sind 2 % eingesetzt worden. Wer es süßer mag kann auf 3 oder sogar 4 Prozent erhöhen, dann werden es vor allem Kinder noch mehr lieben.

Mengen für 22-23 Milchbrötchen (in Klammern für 11-12)

Hauptteig:

710 (355) g Milch (kühlschrankkalt)
600 (300) g Weizenmehl 550
600 (300) g Weizenmehl 405
320 (160) g Lievito Madre (alt, TA 150)
18 (9) g Frischhefe
24 (12) g Honig, je nach Geschmack auch mehr
22 (11) g Salz

Alle Zutaten in den Kneter geben und 3 Minuten langsam verkneten. Der Teig ist recht fest. 5-6 Minuten bei nächsthöherer Geschwindigkeit kneten, bis ein fester elastischer glatter Teig entstanden ist. Falls der Teig zu fest ist und sich nicht richtig kneten läßt beginnt ihr

110 (55) g Olivenöl

schluckweise dem Teig während des Knetens zuzugeben und unterzukneten. Er wird dann schrittweise weicher. Sobald alles Olivenöl im Teig ist, diesen schön glatt auskneten.

In eine Teigwanne geben und 90 Minuten ruhen lassen.

Die Arbeitsfläche bemehlen und den Teig darauf auskippen. Rückseite auch bemehlen.

Den Teig in 22-23 Stücke von etwa 100 – 110 g teilen. Dabei darauf achten, daß die Stücke möglichst quadratisch oder rechteckig werden.

Von einer Seite her 3-4 mal straff einrollen und den Schluß gut zudrücken. Es entsteht eine zylindrische Form des Teiglings. Je nach Bedarf noch etwas langrollen.

Die Teiglinge mit dem Schluß nach oben in ein auf einem Blech liegenden Bäckerleinen geben. Dieses in eine große Kunststofftüte ziehen und im Kühlschrank bei 5°C für 12 Stunden reifen lassen. Wer keinen Platz im Kühlschrank hat, kann die Teiglinge nun auch für 45 Minuten aufgehen lassen und sie dann direkt backen.

Am Back-Morgen den Ofen auf 220°C vorheizen. Die Teiglinge auf den Einschießer oder ein Lochblech legen, Schluß unten, und die Oberseite nach Baguette-Art zwei mal schräg anschneiden.

Mit Wasser besprühen und sofort mit viel Dampf einschießen. Bei konstant 220°C für ca. 20-23 Minuten abbacken.

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Herstellung: Rosinen-Hefewasser

Das Ansetzen und Pflegen eines eigenen Sauerteigs gehört zu den größeren Hürden für alle, die das Brotbacken zuhause betreiben wollen. Doch was wäre Brotbacken, wenn Hobbybäckerin und -bäcker sich auf reine Hefebrote beschränken würde?

Sauerteig ist DIE Zutat, die ein Brot wirklich individuell macht. Jeder Sauerteig ist ein wenig anders, jeder schmeckt ein wenig anders und riecht anders. Sauerteig kann aber auch zickig sein, das Brotbacken deutlich unberechenbarer machen. Nichtsdestotrotz führt meiner Meinung nach nichts an ihm vorbei.

Wie kommen wir also zu einem eigenen Sauerteig? Wie immer führen viele Wege nach Rom und wo immer ihr langgeht entscheidet, was Euch auf dem Weg widerfährt. Dietmar hat wie ich finde sehr schön zusammengefasst, welche besonders gut ausgebauten Straßen nach Rom führen.

Unter diesen Wegen befindet sich eine Schnellstraße, die ich noch nie genommen habe. Das Rosinen-Hefewasser als Möglichkeit, rasch zu einem triebfähigem milden Sauerteig zu kommen. Valesa Schell hat ebenfalls kürzlich darüber geschrieben.

Erinnerungen an Bernds Bakery werden dabei wach. Im leider nicht mehr aktiven Blog hat der Schweizer Hobbybäcker Bernd bis 2014 klasse Bio-Brotrezepte verbloggt, die meist auf Basis von Wildhefewasser entstanden. Unvergesslich sind mir auch viele spektakuläre Facebook-Videos von Beesham Soogrim, einem Meisterbäcker aus Schweden, der sich der Wildhefe- und Sauerteigbäckerei verschrieben hat. In einem Youtube-Video demonstriert er die verschiedenen Möglichkeiten, die sich aus spontan fermentiertem Hefewasser ergeben.

Kommen wir also nun zur Sache. Wie mache ich mir Rosinen-Hefewasser und wie funktioniert das überhaupt?

Wir nutzen hier aus, daß sich auf der Oberfläche der Rosinen ganz natürliche und unschädliche Nektarhefen Bierhefen und andere Mikroorganismen befinden, die mit Wasser und Wärme zur Einleitung einer alkoholischen Gärung befähigt sind. Auf diesem Wege hat die Menschheit irgendwann den Wein „er-funden“. Wir geben noch Honig hinzu – auch dieser steuert Nektarhefen bei, aber auch Fructose und Glucose, welche den Wildhefen als Nahrung dienen und den ganzen Prozeß beschleunigen.

Meine Methode gleicht der von Dietmar Kappl, bloß habe ich eine kleine Aversion gegenüber PET-Flaschen und kaufe mein Wasser noch immer in Glasflaschen. Eine solche kann ebenso gut verwendet werden, hält sogar womöglich den entstehenden Gasdruck noch besser aus, als ihr PET-Pendant. Bei Valesa habe ich gesehen, daß sie eine gläserne Milchflasche mit breiterem Hals nimmt – das ist sicher hilfreich wenn die Rosinen irgendwann mal raus sollen aus der Flasche.

Edit (26.02.17): Wie in den Kommentaren unten zu lesen ist, kann sich in den Flaschen ein wirklich extremer Druck aufbauen, wenn sie nicht regelmäßig geöffnet werden. Wer einem Bersten vorbeugen will, der sollte also mindestens ein mal täglich den Druck entweichen lassen oder sich aus der Hobbybrauerei einen Gärverschluß besorgen. Dieser läßt überschüssiges Gas aus der Flasche entweichen.

Rosinen-Hefewasser (Mengen für 1 L Glasflasche)
150 g Rosinen (ungeschwefelt, Bio-Qualität)
700 g Wasser (40°C)
60 g Honig (flüssig, Bio-Qualität)

Rosinen in die entleerte und heiß ausgespülte Flasche geben (sauberes Arbeiten verhindert unerwünschte Fremdgärungen). Das 40 Grad warme Wasser zugeben. Auf die Waage stellen und 60 g flüssigen Honig einfüllen. Die Flasche dicht zudrehen und mehrfach durchschütteln, bis sich der Honig im Wasser gelöst hat.

Diese Mischung auf eine laufende Heizung stellen (im Winter) oder in eine Gärbox (im Sommer). Wenn die Temperatur des Gemischs zwischen 25°C – 30°C gehalten wird, dann geht das Zeug „ab wie die Luzie“, wie wir hier in Westfalen sagen.

In meinem Fall konnte ich bereits nach nur etwas mehr als 24 Stunden Gasbildung beobachten und nach 48 Stunden war das Zeug sowas von reif… Hier ein Hinweis für alle, die es nachmachen wollen. Bitte öffnet die Gefäße vorsichtig und langsam. Im Gefäß kann sich ein enormer Druck aufbauen! 

So sieht es aus, wenn eine Flasche reifes Hefewasser geöffnet wird:

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=C_Yzk5VFsR0&w=560&h=315]

Es duftet fruchtig, alkoholisch, in etwa so wie neuer Wein (Federweißer, Sturm usw.). Sehr ansprechend.

Und nun?

Aus einem reifen Hefewasser kann ein Sauerteig / Lievito Madre angesetzt werden. Das günstigste Vorgehen ist folgendes:

Ansatz 1
200 g Hefewasser (durch ein Sieb abgeseiht)
200 g Weizenmehl 550
Gut miteinander verrühren und 10-12 Stunden an warmem Ort reifen lassen. Der Vorteig sollte wie ein normales Poolish aussehen und fruchtig-weinig riechen (siehe unten).

Ansatz 2
200 g von Ansatz 1 (der Rest kann entsorgt oder mit verbacken werden)
200 g Weizenmehl 550
100 g Wasser (45°C)
Zutaten verrühren/verkneten und an einem warmen Ort (28°C) reifen lassen, bis es sich verdoppelt bis verdreifacht hat. Das kann 4-5 Stunden dauern, aber auch schneller gehen.

Ansatz 3
200 g von Ansatz 2 (Rest entsorgen oder verbacken)
200 g Weizenmehl 550
100 g Wasser (45°C)
Zutaten miteinander verkneten und an einem warmen Ort (28°C) reifen lassen, bis es sich verdoppelt bis verdreifacht hat. Das sollte nicht länger als 3-4 Stunden dauern.

Voila! Nun habt ihr einen triebfähigen milden Lievito Madre, den ihr ein mal wöchentlich füttert und zwischendurch im Kühlschrank schlafen schickt.

Diesen füttert ihr wöchentlich nach dem Schema 2 Teile alter Lievito Madre, 2 Teile Mehl und 1 Teil warmes Wasser weiter – so wird er Euch lange Freude bereiten. Natürlich ist es auch möglich mit dem Rosinen-Hefewasser einen Roggensauerteig zu starten. Dieser wird zunächst sehr mild sein und erst mit der Zeit ein kräftigeres Aroma entwickeln.

Natürlich eignet sich das triebkräftige Rosinen-Hefewasser auch dazu, Teige alleine zu treiben. Ein Experiment hierzu habe ich vergangenen Montag gemacht:

Rosinenwasser-Brot „karo-einfach“

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Schöne Krume bei einem leicht übergarem Querschnitt. Rosinenwasser-Brot.

Vorteig:
300 g Rosinen-Hefewasser gefiltert
300 g Weizenmehl 1050
Gut verrühren und 8-10 Stunden an warmem Ort reifen lassen.

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Reifer Rosinenwasser-Poolish

Hauptteig:
Reifes Rosinenwasser-Poolish
400 g Wasser (40°C)
700 g Weizenmehl 1050
22 g Salz

Alle Zutaten in den Kneter geben, 7-8 Minuten langsam und 3-4 Minuten schnell verkneten, bis sich der Teig fast komplett von der Schüssel löst.
Die Teigtemperatur sollte optimalerweise um die 28°C liegen.
An einem warmen Ort etwa 4 Stunden reifen lassen. Der Teig sollte sich verdoppelt bis verdreifacht haben.
Auf die Arbeitsfläche kippen und in 2 gleich große Teile teilen. Diese Teile vorsichtig aber straff lang wirken und im Gärkörbchen 60-90 Minuten reifen lassen (Schluß unten, Ziel: Verdoppelung des Volumens). Auf den Einschießer geben und in den gut vorgeheizten Ofen bei 250°C geben. Ggf. vorher einschneiden.
Kräftig bei auf 220°C abfallender Temperatur für 45-50 Minuten abbacken.

ros1

Lievito madre

Nachtrag 25.07.2017

Ich habe mich entschlossen, zu diesem beliebten Artikel noch ein paar Anmerkungen zu machen. Der unten geschriebene Text fasst meinen Wissensstand aus dem Sommer 2014 zusammen. Inzwischen sind mir noch andere Methoden bekannt geworden, wie Hobbybäckerin – und bäcker sich einen eigenen Lievito Madre ziehen können. Aus heutiger Sicht ist die unten beschriebe Methode die „komplizierteste“ und auch störanfälligste Version. Würde ich mir heute einen Lievito Madre neu ziehen wollen, wäre das Rosinenhefewasser meine erste Wahl. Ich fasse die drei besten Methoden hier noch mal in einem Ranking zusammen. Sucht Euch aus, was Euch am besten gefällt:

  1. Rosinen (Apfel / Holunder usw.)-Hefewasser: Hierzu habe ich eigene Experimente gemacht und sie in einem Artikel zusammengefasst. Eine phantastische Methode, schnell und sicher zu einem toll triebfähigen Sauerteig zu kommen. Neben Rosinen können auch Apfelschalen, Holunderblüten, Aprikosen / Pfirsiche, gar Ananas usw. zur Anwendung kommen.
  2. Verwendung eines Fermentstarters wie Madre di Lugano von Bongu. Dieses Trockenferment bringt einen hervorragend schmeckenden und triebfertigen Lievito Madre hervor, der sich dann, ohne erneutes Trockenferment zu verbrauchen, immer wieder auffrischen lässt. Mein hieraus gezogener Lievito Madre wird gerade ein Jahr alt und ist über die Zeit so triebstark geworden, daß er nach einer Fütterung noch maximal 90-120 Minuten braucht, um sich mehr als verdoppelt zu haben. Sogar im Kühlschrank treibt er noch weiter. Wie aus einem Erstansatz ein fertiger LM gemacht wird, beschreibe ich beim Ferment-Brot.
  3. Die unten beschriebene Methode der Selbstzüchtung mit Honig. Ich würde aus heutiger Sicht auf den Joghurt verzichten, da er keine wirklichen Vorteile bringt. Also einfach in der Startrezeptur Wasser, Mehl, Honig mischen und den Joghurt weglassen.

Das Auffrischen eines Lievito Madre habe ich als Video inzwischen auch gepostet.

Original Artikel

ENGLISH SPEAKING READERS PLEASE LOOK BELOW FOR THE TRANSLATION

Fast jeder Hobbybäcker freut sich über einen guten Ofentrieb bei seinen Gebäcken. Damit der Ofentrieb klappt, müssen so einige Parameter eingehalten werden, unter anderem braucht man eine gute Unterhitze im Ofen (Backstein) und die Teiglinge sollten noch etwas Untergare haben, richtiges Schwaden ist ebenso wichtig.
Und dann gibt es noch ein natürliches Hilfsmittel: den sogenannten „Lievito madre“, der ursprünglich aus Italien stammt. Die „Trieb-Mutter“ ist wenn man so will ein hefebetonter milder Weizensauerteig, der durch die niedrige Teigausbeute sehr gut im Kühlen lagerbar ist.
Stefanie und Susanne haben beide in den letzten Monaten davon berichtet und nun habe auch ich mich endlich aufgerafft, mir einen Lievito madre anzusetzen.
Wie Stefanie schreibt ist das Besondere daran, daß aus dem Honig spezielle Nektarhefen stammen, die diesen Sauerteig enorm triebfähig machen. Der Trieb setzt vor allem dann ein, wenn es im Brot während des Backens zum raschen Temperaturanstieg kommt. Hierdurch verstärkt sich der Ofentrieb beträchtlich.
Ich habe mich bei meinem Ansatz an Stefanies Beschreibung orientiert, für eine leichte Milchsäurenote etwas Joghurt zugegeben und häufiger aufgefrischt. Zuletzt war der LM so aktiv, daß er sich bei 10 prozentigem Ansatz bereits nach 3 Stunden bei einer Temperatur von 28° verdreifacht hat.
So habe ich ihn dann in den Kühlschrank gegeben und dort gelagert. Die ersten Backversuche sind auch schon erfolgt und vielversprechend. Mein Lieblingsbrot, die Tourte de Meule, ist mit der LM-Zugabe wirklich wunderbar geworden. Rezept folgt in den nächsten Tagen.

Grundansatz:
150 g Weizenmehl 550
50 g Wasser
25 g Honig
20 g Joghurt
Berufstätige sollten den Grundansatz am Sonntagabend ansetzen. Verrühren und in einem geschlossenen Behälter bei 24-26° 48 Stunden ruhen lassen. Bei mir zeigte dieser Ansatz erst gegen Ende etwas Aktivität.

LM1

LM2

1. Auffrischen:
100 g Weizenmehl 550
50 g Wasser
40 g vom Grundansatz
Dienstagabends verrühren, mit der Hand durchkneten bis der Teig glatt ist und zu einer Kugel formen. Diese kreuzförmig einschneiden und 48 Stunden bei 28° abfallend auf Raumtemperatur gehen lassen. Danach hatte sich bei mir der Ansatz verdreifacht.

Eine Bilderfolge wie die Handknetung erfolgt…

Lievito6
Den leicht verrührten Teig mit dem Handballen flachdrücken…

Lievito7
einmal falten…

Lievito9
und wieder flachdrücken..

Lievito10
nochmals falten…

Lievito11
und wieder flachdrücken…

Lievito12
so lange so weiter kneten, bis der Teig glatt ist (3-4 Minuten)

Lievito13
kreuzweise einschneiden…

Lievito14
Fertig!

2. Auffrischen:
100 g Weizenmehl 550
50 g Wasser
20 g vom ersten Auffrischen
Donnerstagabends verrühren, mit der Hand durchkneten bis der Teig glatt ist, dann zu einer Kugel formen und kreuzweise einschneiden. 24 Stunden bei 28° abfallend auf Raumtemperatur gehen lassen. Danach sollte wieder eine Verdreifachung zu beobachten sein.

Lievito5
So sieht er nach dem 3. Auffrischen und Gehen aus…

3. Auffrischen:
100 g Weizenmehl 550
50 g Wasser
10 g vom zweiten Auffrischen
Freitagabends verrühren, mit der Hand durchkneten bis der Teig glatt ist, dann zu einer Kugel formen und kreuzweise einschneiden. 12 Stunden bei 28° abfallend auf Raumtemperatur gehen lassen. Danach sollte wieder eine Verdreifachung zu beobachten sein.

4. Auffrischen:
100 g Weizenmehl 550
50 g Wasser
10 g vom dritten Auffrischen
Samstagmorgens verrühren, mit der Hand durchkneten bis der Teig glatt ist, dann zu einer Kugel formen und kreuzweise einschneiden. 6 Stunden bei 28° abfallend auf Raumtemperatur gehen lassen. Danach sollte wieder eine Verdreifachung zu beobachten sein.

5. Auffrischen:
100 g Weizenmehl 550
50 g Wasser
10 g vom vierten Auffrischen
Samstagmittags mit der Hand durchkneten bis der Teig glatt ist, dann zu einer Kugel formen und kreuzweise einschneiden. 3-4 Stunden bei 28° abfallend auf Raumtemperatur gehen lassen. Danach sollte wieder eine Verdreifachung zu beobachten sein.

Die Reste habe ich jeweils gesammelt und zu Brotteigen als „Alter Teig“ zugefügt, es wäre zu schade, es zu verwerfen.

Nun ist der Lievito madre schön triebstark und kann verwendet oder im Kühlschrank bis zu 3 Wochen gelagert werden. Man kann ihn wie gesagt direkt aus dem Kühlschrank zum Teig zugeben. Entweder als Sauerteig-Ersatz (dann bis zu 25 % der Gesamtmehlmenge) oder als Triebverstärker, dann vom Lievito madre eine Menge zum Teig geben, die 10 % der Gesamtmehlmenge entspricht.

Der Aufwand lohnt sich meines Erachtens außerordentlich, denn der Geschmack der Backwerke ist durch den Lievito madre wesentlich mild-säuerlicher, als durch normalen Weizensauerteig.

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ENGLISH TEXT

Lievito madre is a very mild and powerful wheat-sourdough of italian origin. There are two big differences to a normal wheat sourdough. On the one hand it will greatly improve oven rise, some bakers and hobby-bakers use it in almost every dough with a percentage of 10 %, taken directly from the fridge. On the other hand it won’t over-acidify your doughs. If being nourished regularly and matured at 28-30°C it is powerful enough to rise even heavy doughs like panettone. Due to the low hydration it is very robust and can be stored in the fridge for several weeks.
If you cannot get it from a friend here is an instruction how to make one by yourself.

initial base:
150 g bread flour
50 g water
25 g honey
20 g yoghurt
Working people should mix the initial base on sunday evening. Mix everything and let it mature at warm temperature for 48 hours.

LM1

LM2

first feed:
100 g bread flour
50 g water
40 g of the basic approach
On tuesday evening mix everything with a spoon, then knead by hand until the dough is smooth. Score cross-wise and let rest for 48 hours covered at warm temperature. There will be only low activity visible after this time.

step-by-step instruction:

Lievito6
press down the dough with the palm

Lievito7
fold once..

Lievito9
press down again…

Lievito10
fold once again…

Lievito11
and press down…

Lievito12
repeat until the dough is smooth

Lievito13
score cross-wise

Lievito14
Finished!

second feed:
100 g bread flour
50 g water
20 g of the first-feed-dough
On thursday evening mix everything with a spoon, then knead by hand until the dough is smooth. Score cross-wise and let mature for 24 hours covered at warm temperature. It should have doubled or tripled its size after this time.

Lievito5
after the second feed and maturation

third feed:
100 g bread flour
50 g water
10 g of the second-feed-dough
On friday evening mix everything with a spoon, then knead by hand until the dough is smooth. Score cross-wise and let rest for 12 hours covered at warm temperature. It should have doubled or tripled its size after this time.

fourth feed:
100 g bread flour
50 g water
10 g of the third-feed-dough
On saturday morning mix everything with a spoon, then knead by hand until the dough is smooth. Score cross-wise and let rest for 6 hours covered at warm temperature. It should have doubled or tripled its size after this time.

fifth feed:
100 g bread flour
50 g water
10 g of the fourth-feed-dough
On saturday noon mix everything with a spoon, then knead by hand until the dough is smooth. Score cross-wise and let rest for 3-4 hours covered at warm temperature. It should have doubled or tripled its size after this time.

I collected the leftovers of each feeding and used that as „old dough“ in other breads so that they aren’t wasted.

The lievito madre is now ready for baking or for storage in the fridge. For a good activity one should repeat the fifth feed once a week.

Pinzgauer Frühstücks-Stangerl

Zurück aus dem schönen Pinzgau in Österreich habe ich versucht, die leckeren Frühstücks-Stangerl aus dem Hotel ihrer interessanten Formung wegen nachzubacken. Bei ihnen werden nähmlich ähnlich der Mailänderbrötchen der rundgewirkte Teigling zunächst flach ausgerollt und dann von der breiten Seite her eine Art Stange gerollt. Der Teig ist allerdings eine Eigenkreation, die Original-Brötchen waren sicher ohne Vollkorn, dafür mit Backmitteln und mit Färbemalz gebacken, damit sie dunkler aussehen. Mein Rezept kommt ohne diese Zutaten aus, führt aber zu fast ebenso schönen Stangerln. Habe auch die Gelegenheit genutzt, ein Weizen-Aromastück mit Saaten einzubauen, was sich als sehr vorteilhaft für den Geschmack erwiesen hat.

Back from our vacation in Austria I tried to recreate the dark breakfast-rolls („Stangerl“) that were served in our hotel because of their interesting form. While the original rolls definitely contained baking-agents and artificial dark colouring, my recipe does not need such things. After trying them this morning the family was at one about the superior taste of my rolls. I think it was a good idea to include an aroma-stueck made of whole-wheat and seeds which greatly contributed to the good flavour.

Stan19

Teigmenge für 17 Stangerl – yields 17 rolls

Poolish
250 g Weizenvollkornmehl – whole wheat flour
270 g Wasser – water
1 winziges Stück Hefe (0,3 g) – one tiny bit of fresh yeast (0,3 g)

Gut vermengen und 12 Stunden reifen lassen – mix properly and let mature for 12 hours.

Aroma-Stück
100 g Weizenvollkornmehl – whole wheat flour
50 g Saaten (Leinsamen, Sesam, Sonnenblumenkerne) – seeds (flaxseed, sesame, sunflower-seeds)
300 g Wasser – water
7 g enzymaktives Backmalz – diastatic malt

Vorsichtig auf 60 °C erhitzen, dann 2 Stunden bei gleichbleibender Temperatur quellen lassen, dabei immer wieder umrühren. Gut abkühlen lassen.

heat to 60°C and let simmer at this temperature covered for 2 hours, stirring repeatedly. Let it cool to room temperature.

Stan1
So sieht das Aroma-Stück aus – thats how the aroma-stueck should look like

Hauptteig – main dough
Poolish
Aroma-Stück
250 g Weizenvollkornmehl – whole wheat flour
400 g Weizenmehl 1050 – high-extraction wheat flour
160 g Wasser – water
22 g Salz – salt
10 g Hefe – fresh yeast
3 g gemahlener Kümmel – fine ground caraway

Bildanleitung – step-by-step-instruction:

Die Zutaten außer der Hefe und dem Salz 1-2 Minuten verkneten und 20 Minuten quellen lassen. Dann Hefe und Salz zufügen und für insgesamt 6 Minuten bei langsamer Geschwindigkeit auskneten. Den Teig 45 Minuten ruhen lassen.

Mix all ingredients save the yeast and the salt for 1-2 Minutes, then let it rest for 20 minutes (autolyse). Add yeast and salt and mix for 6 minutes at slow speed. Let the dough rest for 45 minutes.

Stan2Die Arbeitsfläche gut bemehlen – dust the bench with flour properly

Stan3Den Teig auf die Fläche geben – put the dough onto the bench.

Stan4Mit der flachen Hand gut entgasen – degas it thouroughly with the flat palm.

Stan5In 4 längliche Streifen teilen und diese dann in etwa so abstechen, daß 100 g -Stücke herauskommen – Divide into 4 Stripes and cut pieces of about 100 g.

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Stan7e voila.

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Stan10Zu runden Teiglingen schleifen – shape them into rolls.

Stan11Mit dem Wellholz an einer Seite flach zu den Seiten ausrollen – roll out flat on one side of the roll (seam up) with a rolling pin

Stan12Dann mit dem Holz nach oben hin flach ausrollen so daß ein Hutförmiges Gebilde entsteht – then roll the rest of the boule from the basis upwards to form kind of a hat (reminds me of the London-Police-hats).

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Stan14Von der Basis her straff aufrollen – form kind of a croissant by furling it up from the basis to the top

Stan15Man kann sie noch befeuchten und in Saaten wälzen, dann im Bäckerleinen 50-60 Minuten gehen lassen – if wanted one can wet the rolls and revolve it in mixed seeds. Then let the rolls proof for 60 minutes in a couche.

Stan16Nach dem Gehen – after proofing – the size has increased

Die Stangerl dann in den auf 240° vorgeheizten Ofen geben und gut schwaden. Den Schwaden 10 Minuten im Ofen lassen, dann herauslassen. Insgesamt für 20 Minuten dunkelbraun ausbacken.

The rolls are then put into the well preheated oven at 240°C, steaming properly. Let out the steam after 10 minutes and bake for another 10 minutes.

Stan21

Die Krume ist feinporig, aber nichtsdestotrotz locker-elastisch und sehr würzig – the crumb-texture is fine but very aromatic.

Das Aroma-Stück – The aroma-stueck

Bäckermeister Wolfgang Süpke aus Thüringen gab vor etwas mehr als einem Jahr eines seiner Rezepte preis – die „Meister Süpke Kruste“. Vor einer Woche haben wir im Brotbackforum gemeinsam dieses Brot gebacken und ich war sehr angetan vom Geschmack und von der Frischhaltung des Brotes.

Ein Teil des tollen Aromas dieses Brotes kam aus einer Zutat, die ich bislang noch nicht kannte: das „Aroma-Stück“. Hierbei wird unter Verwendung von enzymaktivem Backmalz ein Teil der Gesamtmehlmenge eines Brotes mit Wasser verquollen. Dies geschieht langsam bei einer Temperatur von 60-65°C in einem Topf. Hierbei spalten die im aktiven Backmalz vorhandenen Amylase-Enzyme die Stärke des Mehls in Maltose (Malz-Zucker), gleichzeitig bräunt die Masse und dickt etwas ein. Heraus kommt ein hocharomatisches süß-malziges Mehl-Kochstück, das man als Zutat an fast alle Brotteige geben kann, um sie noch aromatischer zu machen.

Bäcker Süpke empfiehlt feines Roggen-Schrot zur Herstellung, aber man kann sicher auch alle anderen Mehlsorten verwenden. Ich habe Roggenvollkornmehl genommen. Der Phantasie sind beim Aroma Stück keine Grenzen gesetzt. Es ist auch möglich, Saaten zuzugeben. Damit hat man diese gleich auch vorgequollen und braucht sie nicht getrennt vorbereiten. Man kann das Aroma-Stück in größeren Mengen vorbereiten und einfrieren. Wenn es gebraucht wird, taut man es einfach auf.

Ich würde empfehlen, maximal 15 % der Gesamtmehlmenge als Aroma-Stück zu verwenden. In den nächsten Wochen werden ein paar neue Rezepte mit Aroma-Stück hier im Blog erscheinen, den Anfang macht nächsten Donnerstag eine Neuauflage meines „Kommissbrotes“.

So wird das Aroma-Stück hergestellt:

300 g Roggenvollkornmehl
600 g Wasser (doppelte Menge)
11 g enzymaktives Malz
Die Zutaten in einem Topf gut verrühren.

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So sieht das Aroma-Stück vor dem Erhitzen aus.

Langsam auf 60-65°C erhitzen. Man kann das in einem Wasserbad machen oder bei sehr niedriger Hitze auch auf der Kochplatte, hierbei die Temperatur kontrollieren. Wenn es am Anfang zu heiß wird, zerstört das die Enzymtätigkeit und das Aroma-Stück wird nicht süß. Dann läßt man es bei möglichst konstanter Temperatur mindestens 2 Stunden simmern. Den Topf abdecken. Zwischendurch immer wieder durchrühren. Wenn es fertig ist, die Masse einmal kurz aufkochen, damit die Enzymaktivität beendet wird, sonst kann das im Hauptteig vor allem bei kalten Teigführungen oder bei roggenlastigen Teigen Probleme machen.

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Nach dem Kochen – das Aroma-Stück hat eine braune Farbe angenommen und schmeckt malzig-süß.

The aroma-stueck
One year ago german master-baker Wolfgang Süpke from Thuringia revealed one of his prized recipes for a down-home typical german rye-bread, the „Meister Süpke Kruste“. One of the ingredients of his dough is a so called „aroma-stueck“. I cannot fathom a fitting translation in english, so I left the name as it is. I have experimented with aroma-stueck in various doughs and came to the conclusion, that aroma-stueck may be one of the „secrets“, that make our traditional breads so tangy aromatic and savoury.

Basically it is a „water-roux“ of fine ground rye meal and water, which is mixed with diastatic malt and being macerated in a pot or a Thermo-Mix at 60-65°C for a minimum of 2 hours.
The amylase-enzymes of the malt convert the starch into maltose, thus giving the mixture a brownish colour and a quite sweet malty taste. The rest of the starch soaks up the water and improves juicyness of the crumb and the freshkeeping qualities of the bread.
One can be very creative with the ingredients: all kinds of flours and even seeds can be added. Adding seeds will create even more aroma and the seeds will have time to get soaked, too. One can prepare a big ammount of aroma-stueck in advance, freeze it in small portions and just thaw it when needed. It can be added to almost every dough, when a malty crumb-aroma is feasible. Up to 15 % of the flour in a dough can be substituted with aroma-stueck.

How to prepare an aroma-stueck:

600 g water
300 g fine-ground rye or whole-rye-meal
11 g diastatic malt

Mix the ingredients in a pot and heat up carefully to 60-65°C, taking care not to heat it up hotter than that. The enzymes will be denaturated and cease working at higher temperatures. Let the mass simmer in a covered Pot or a Thermo-Mix for a minimum of 2 hours. Stir every 20 minutes. The mass will eventually turn brown and get a sweet malty taste. After two hours the mass should then be heated up to 80-90°C, to cease enzyme-activity. Otherwise it could create problems in long-fermented doughs or rye-doughs, which do not develop well with diastatic malts. Let the mass cool down to room temperature and use it in the dough, or freeze it for later use.

Wriezener Roggenvollkornbrot

Das „Wriezener“ wurde am vergangenen Wochenende beim Online-Backtreffen des Brotbackforums gebacken. Auf Anhieb gelang dieses Rezept und ergab ein hocharomatisches saftiges Roggenvollkornbrot, das auch optisch völlig überzeugt. Daher will ich es auch hier präsentieren neben einer ausführlichen Bildanleitung, wie man ein fast reines Roggenbrot mit minimaler Kleberei trocken wirken kann. Das nasse Formen von Roggenteigen habe ich schon beim Kommissbrot vorgestellt.
Ich habe einige kleinere Modifikationen am Rezept vorgenommen, um es für mich stimmiger zu machen. Neben der Erhöhung der Menge der Sonnenblumenkerne habe ich auch etwas mehr Wasser in den Hauptteig gegeben, da mir der Teig etwas zu fest war. Zuguterletzt habe ich anstatt flüssigem Gerstenmalz eine Mischung aus pulverförmigem Weizenmalzmehl und Roggenfärbemalz verwendet. Das Originalrezept steht im Buch Brotland Deutschland, Band 3 und wurde von Ute auf haushaltsübliche Mengen heruntergerechnet.

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Vorbereitung:

315 g Roggen zu feinen Vollkornmehl vermahlen.

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500 g Roggen flocken. Wer keinen Flocker hat, bezieht Roggenflocken bei der örtlichen Mühle oder im Versandhandel.

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Roggenvollkornsauerteig:
250 g Roggenvollkornmehl
200 g Wasser (lauwarm)
25 g Roggen-Anstellgut
Die Zutaten zu einem festen Vorteig vermischen und 14-16 Stunden reifen lassen. Er sollte danach so aussehen:

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Quellstück:
315 g Roggenflocken
45 g Sonnenblumenkerne (geröstet)
14 g Salz
300 g Wasser
Die Zutaten miteinander vermengen und für 14-16 Stunden im Kühlschrank abgedeckt quellen lassen.

Hauptteig:
Sauerteig, Quellstück
65 g Roggenvollkornmehl
70 g Weizenmehl 1050
8 g Bio-Frischhefe
65 g Wasser
10 g Weizenmalzmehl
10 g Roggenmalzmehl

185 g Roggenflocken zum Bestreuen der Kruste

Alle Zutaten in den Kneter geben und insgesamt 8 Minuten kneten, 4 Minuten auf Stufe 1 und 4 Minuten auf Stufe 2. Der Teig sollte eine relativ feste Konsistenz haben. Den Teig etwas glatt ziehen und 30 Minuten in der Knetschüssel ruhen lassen.

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Den Teig auf die gut mit Roggenvollkornmehl bemehlte Arbeitsfläche geben und auch gut bemehlen. Mit der Teigkarte grob rechteckig „in Form bringen“.

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Die Hände gut bemehlen und den Teig einmal mit Hilfe der Teigkarte umklappen. Den Schluß etwas andrücken. Dann von der anderen Seite mit der Teigkarte ebenfalls umklappen.

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Den Schluß erneut etwas andrücken. Dann ein drittes Mal mit der Teigkarte umfalten, so daß eine Art Rolle entsteht.

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Diese Rolle auf den Schluß drehen und mit den bemehlten Händen und der Teigkarte lang rollen.

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Nun den Teigling gut mit Wasser bestreichen und die restlichen Roggenflocken zum Bestreuen verwenden. Das geht am Besten mit den Händen von oben und von der Seite, da jedes überflüssige Bewegen des Teiglings diesen wieder „außer Form“ bringt. Den rundherum satt mit Flocken versehenen Teigling mit dem Schluß nach oben in ein Gärkörbchen lupfen. Dies geht wieder mit der breiten Teigkarte und einer schnellen Handbewegung.

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Den Teigling abgedeckt bei Raumtemperatur 80-90 Minuten gehen lassen bis er sich sichtbar vergrößert hat. Auf einen Backschieber oder ein Lochblech kippen und länglich tief einschneiden.

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Bei 250° in den Ofen geben und etwas schwaden. Der Teigling geht im Ofen noch leicht auf. Nach 10 Minuten Schwaden ablassen und bei 210° für weitere 50 – 60 Minuten gut ausbacken. Mindestens 1 Tag ruhen lassen vor dem Anschneiden. Wer die Flocken auf der Kruste nicht so hart mag, läßt das Brot halb abkühlen und tut es dann in eine Kunststofftüte. Die sich bildende Feuchtigkeit sorgt dann dafür, daß die Flocken schön weich werden und sich gut kauen lassen.

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Vollkorn-Toastbrot

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Wie ich schon öfter erwähnt habe, backe ich relativ oft Toastbrote, oft auf Vorrat für den Froster. Meine drei Kinder lieben nämlich diese Brote über alles.
Da wir Wert auf eine gesunde Ernährung legen, habe ich schon lange – mehr als ein halbes Jahr – an einem Rezept für Vollkorn-Toastbrot herumgebastelt. Eine schöne fluffig-wattige Krume hinzubekommen, die durch das Toasten nicht brüchig wird, hat sich als durchaus anspruchsvoll erwiesen. So einige Fehlversuche habe ich hinter mir.
Gekaufte Vollkorntoastbrote sind so unnatürlich fluffig, daß die Verwendung von „Hex-Hex“ in den Brotteigen auf der Hand liegt. Genau das will ich aber vermeiden.
Das folgende Rezept setzt daher auf einen Vollkorn-Vorteig, ein Quellstück und eine erhöhte Fettzugabe, um die gewünschte Krume zu erhalten. Diese Rezeptvariante hat nun endlich zum Erfolg geführt.
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Menge reicht für 3 Brotformen der Größe 29 cm x 12 cm x 10 cm mit Deckel. In Klammern die Menge für 1 Toastbrot.
Teiglingeinwaage ca. 1340 g.
Das Vollkornmehl (1800 g) am Vortag frisch mit feinster Mühleneinstellung mahlen und einen Tag ruhen lassen.
Vorteig TA 200:
450 (150) g Weizenvollkornmehl
450 (150) g Wasser (handwarm)
1 (0,5) g Hefe
Gut vermischen und 12 Stunden abgedeckt ruhen lassen.
Vollkornmehl-Quellstück TA 200:
450 (150) g Weizenvollkornmehl
450 (150) g Wasser
45 (15) g Salz
Gut verrühren und abgedeckt 12 Stunden quellen lassen.
Hauptteig ca. TA 164:
Vorteig
Quellstück
900 (300) g Weizenvollkornmehl
337,5 (112,5) g Weizenmehl 550
112,5 (37,5) g Roggenmehl 1150
495 (165) g Milch (kalt)
51 (17) g Zucker
30 (10) g Frischhefe
30 (10) g Lecithin
30 (10) g Weizenmalzmehl inaktiv
222 (74) g Butter (kalt)
Alle Zutaten außer der Butter für 5 Minuten bei langsamer Einstellung verkneten. Dann die Butter stückchenweise langsam unterkneten, bis ein glatt-elastischer Teig entstanden ist. Bei guter Ausknetung ist sogar ein Fenstertest möglich:
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45 Minuten Teigruhe, ein Strecken und falten ist nicht erforderlich, wenn der Teig gut ausgeknetet ist. In der Zwischenzeit die Backformen mit weicher Butter einfetten, auch die Innenseite der Deckel. Den Teig auf die Arbeitsfläche geben und mit etwas Augenmaß in drei etwa gleich große Teiglinge teilen. Mit der Waage auf ein Teiglingsgewicht von ca. 1340 g angleichen.
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Die Teiglinge etwas rechteckig ziehen und mit der flachen Hand entgasen (flachdrücken).BildDie Teiglinge dann straff zu einem gleichmäßigen Zylinder aufrollen, dabei immer wieder die Schichten festdrücken:

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Diesen Zylinder mit einer Teigkarte in 4 etwa gleich dicke Teile teilen. Diese Teile werden nun um 90 Grad gedreht und mit den Seiten aneinander gleichmäßig in die Backformen gelegt. Schön gleichmäßig arbeiten, umso schöner wird nachher das optische Ergebnis.

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Sodann folgen 60-70 Minuten Gare bei Raumtemperatur im offenen, mit Folie abgedeckten Kasten. Den Ofen auf 220° vorheizen. Der Teig sollte etwa 1-2 cm unter dem Kastenrand stehen und somit noch Platz zur Ausdehnung durch den Ofentrieb haben:

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Dann kann es los gehen. Die Deckel auf die Backformen legen und diese in den vorgeheizten Ofen (220°) stellen. Ein Schwaden erübrigt sich, da die Formen sowieso geschlossen sind und die Brote im „eigenen Dampf“ backen. Damit der Ofentrieb die Deckel nicht anhebt, stelle ich immer meine schwere Dampf-Schale auf die Formen:

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Sieht zugegebenermaßen abenteuerlich aus – aber funktioniert hervorragend. Ich bin immer für Lösungen der Marke „Karo-einfach“ zu haben.

Nach 5 und nach 10 Minuten die Deckel der Formen mit der behandschuhten Hand vorsichtig aber bestimmt runterdrücken und die Brote so in eine perfekte Form bringen. Die Dampfschale kann nach 15 Minuten rausgenommen werden.
Die gesamte Backzeit beträgt zwischen 50 und 60 Minuten, denn die Kruste soll sehr dünn und die Krume schön saftig werden.
Nach dem Backen die Brote sofort aus der Form stürzen und gut auskühlen lassen. Es schmeckt schön nach Vollkornbrot, hat aber eine Leichtigkeit und Fluffigkeit, die wunderbar ist. Getoastet kommen noch Röstaromen hinzu – einfach lecker. Unsere Kinder haben es genau so gerne, wie weißes Toastbrot.

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Viel Spaß und Erfolg beim Nachbacken!

Baguettes formen

Die folgende Bildanleitung stellt dar, wie ich meine Baguettes forme und backe. Gedacht ist sie als Hilfe und Anleitung, es auch schön hinzubekommen. Ich erhebe keinen Anspruch darauf, daß die gezeigte Methode die „richtige“ oder die „einzig mögliche“ ist, es gibt sicher ein Dutzend andere Methoden, mit denen man es auch gut hinbekommen kann. Allerdings: Baguettes sind nicht leicht zu backen, es braucht Erfahrung, um sie gut hinzubekommen.

Grundsätzliches zu Baguetteteigen:
Ein Baguette ist kein einfaches Weißbrot, das in Stangenform gebacken wird. Es ist anders, etwas Besonderes, auch wenn die Zutaten „einfach“ sind. Das Geheimnis ist eine lange Teigführung mit wenig Hefe, die viel Zeit zur Teigreifung bietet und damit einen intensiven Krumengeschmack erzeugt.
Baguettes sollen eine dünne, rösche Kruste und eine großporige Krume haben. Hierzu wird der Teig recht weich gehalten und das Baguette sehr heiß (240° für max. 20-23 Minuten) gebacken.
Unter den Hobbybäckern gibt es den Ehrgeiz, Baguettes mit immer höherer Teigausbeute zu backen um eine sehr grobe Porung zu erreichen. Ein wenig stimmt es zwar, daß je geringer die TA ist, desto weniger große Poren entstehen. Aber es stimmt auch, daß je höher die TA ist, die Teiglinge sich immer schlechter verarbeiten lassen, weil sie so kleben.
Und meiner Erfahrung nach ist die korrekte Bearbeitung des Teiglings für eine grobe Porung mindestens ebenso wichtig, wie eine ausreichend hohe TA. Es gilt also, einen guten Kompromiss zwischen TA und Bearbeitbarkeit zu finden. Der liegt meiner Meinung nach bei TA 167.
Mit viel Erfahrung kann man auch Teige mit höherer TA korrekt formen, aber es ist ein ziemlicher Aufwand und mit viel Risiko des Scheiterns verbunden.
Anfängern würde ich sogar nahelegen, die Porung zunächst nicht so wichtig zu nehmen und mehr Wert auf die korrekte Formung zu legen. Die TA sollte man als Anfänger zunächst auf 163 reduzieren und damit das Formen zu üben.
Baguetteteige sollten aus glutenreichen Mehlen geknetet werden und man sollte schon bei der Knetung viel Wert darauf legen, den Kleber gut zu entwickeln. Umso leichter klappt es dann mit dem Formen und umso besser ist das Ergebnis.
Die Zugabe von 1-2 % Bohnenmehl hellt die Baguettekrume auf und gibt den „typisch“ französischen Geschmack an die Baguettes.
Folgendes Rezept ist gut geeignet, um schöne Baguettes zu erhalten:

Rezept:

Poolish Vorteig:
250 g Weizenmehl 550
250 g Wasser
1 g Hefe
Gut vermischen und 12 Stunden bei Raumtemperatur reifen lassen. Der Vorteig sollte nach den 12 Stunden so aussehen:

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Hauptteig:
Poolish Vorteig
500 g Weizenmehl 550
250 g Manitobamehl
15 g Bohnenmehl
420 g Wasser (Anfänger nehmen hier 380 g Wasser) kalt
20 g Salz
8 g Frischhefe

Alle Zutaten außer dem Salz in die Knetschüssel geben.

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4 Minuten bei langsamer Einstellung kneten. Der Teig sieht dann etwa so aus:

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Man erkennt gut, daß der Teigkleber noch unzureichend entwickelt ist. Die Oberfläche ist grob-rissig und der Teig hat wenig Bindung. Weitere 5-7 Minuten mit Stufe 2 weiterkneten, dabei das Salz einrieseln lassen. Danach sollte der Teig so aussehen:

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Die Oberfläche ist viel glatter und zeigt einen leichten Glanz, der vor der drohenden Überknetung warnt. Nun sollte man aufhören zu kneten! Der Teig wird sodann in eine eingeölte Teigschüssel gegeben:

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Mein persönliches Vorgehen ist nun das folgende: Ich führe schon jetzt das erste Strecken und Falten durch, allerdings nur leicht, um das Klebergerüst nicht überzustrapazieren.
Die Finger gut anfeuchten.

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Dann den Teigling  nacheinander an allen vier Ecken aufnehmen und nach innen falten, so wie in den folgenden Bildern dargestellt:

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Nun den Teig 50-60 Minuten abgedeckt gehen lassen. Dann sollte der Teig so aussehen:

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Nun kommt das zweite Strecken und Falten. Auch dieses mache ich „feucht“ in der Schüssel. Das hat den Vorteil, daß man die Arbeitsfläche nicht so verdreckt. Mann nimmt mit feuchten Händen den Teig an einer Seite, zieht ihn in der Schüssel hoch und streckt ihn, mit Gefühl! Nur gerade so viel strecken, daß der Teig nicht reißt. Dann faltet man ihn nach innen. So verfährt man von allen vier Seiten nacheinander.

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Man erkennt nun gut, wie toll der Kleber entwickelt ist, der Teig ist schön glatt und elastisch geworden.

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Der Teig bekommt dadurch eine schöne Festigkeit, es wird ein schöner „Teigklumpen“, der seine Form behält:

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Nochmals 50 – 60 Minuten gehen lassen. Dann auf die bemehlte Arbeitsfläche kippen und die Teigoberfläche gut mit dem Pinsel bemehlen. Etwas vorsichtig entgasen.

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Grob in 6 Teiglinge vorteilen.

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Dann mit der Waage die Teiglinge genau abwiegen (280-286 g pro Teigling).

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Vorformen:
Der rechteckige Teigling wird nun in der folgenden Weise zu einem Zylinder zusammengerollt.

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Die Teiglinge läßt man nun 20 Minuten ruhen (abgedeckt).

Baguettes formen:
Die Teiglinge umdrehen und mit der flachen Hand vorsichtig entgasen.

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Man formt die Baguettes mit beiden Händen. Die Hände gut bemehlen. Die linke Hand faltet den Teiglingrand mit Zeigefinger und Mittelfinger über den Daumen, mit der rechten Hand drückt man mit den Fingerspitzen den umgefalteten Teigrand fest. Hierbei nicht zu grob vorgehen, denn sonst zerdrückt man die schon vorhandenen Gasblasen, die nachher die großen Poren werden. Dies auf der ganzen Länge des Teiglings durchführen. Immer wieder zwischendurch die Hände bemehlen.

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Den Teigling dann umdrehen und das Ganze nochmals mit dem Teigrand der anderen Seite wiederholen.

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Nun folgt das dritte Einfalten. Wieder genau so vorgehen, aber diesmal einen schönen Schluß bilden, den man gut mit der Außenkante des Kleinfingers zudrückt.

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Dann das Baguette mit der flachen Hand immer hin und her langrollen bis auf ca. 40 cm Länge. Die Teiglinge mit dem Schluß nach oben in das Bäckerleinen legen und mit Folie abdecken.

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Es folgt eine Endgare von 50-60 Minuten bei Raumtemperatur. Den Ofen auf 240° vorheizen.
Mit der Kippdiele die Teiglinge aufnehmen und auf das Blech geben, der Schluß muß nun nach unten.

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Nun kommt die nächste Hürde. Das korrekte Einschneiden der Teiglinge. Das geht so, wie hier gezeigt. Die Klinge muß schräg gehalten werden und die Einschnitte sollten in der folgenden Weise schräg erfolgen. Sie sollten sich zu etwa 1/3 überlappen. Die Schnitte sollten schnell und sicher erfolgen.

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Nun kommen die Baguettes in den vorgeheizten Ofen. Man schwadet sehr gut und backt mit Schwaden für 10 Minuten. Dann wird der Dampf abgelassen und für weitere 10-12 Minuten bei 240° weitergebacken. Wenn alles geklappt hat, sollte das Ergebnis so aussehen:

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Viel Erfolg beim Nachbacken!