Da ist es wieder: Das Geschäft mit der Angst.
Jetzt werden doch tatsächlich von mir geliebte und gerne besuchte Themenblogs und Foren geschlossen oder privat gestellt, um möglichen Verwicklungen mit Datenschutz-Behörden oder Abmahnanwälten aus dem Wege zu gehen. Prominentes Beispiel: Chili und Ciabatta von Petra Holzapfel, einer der Pionier-Brotbackblogs, ist nicht mehr öffentlich erreichbar.
Zu sehr wurde in den letzten Wochen und Monaten die Drohkulisse der neuen EU-Datenschutzverordnung aufgebaut, gehyped und ins Unermessliche gesteigert. Und das, obwohl selbst namhafte Juristen und Fachkundige laut daran zweifeln, daß alles im sprichwörtlichen Sinne so heiß gegessen wird, wie man es gerade kocht.
Das Gesetz schließlich soll uns kleine Bürger von den Datenkraken beschützen, die mit unseren Daten Geschäfte machen, selbst wenn wir es nicht wollen.
Fast scheint es jedoch so zu sein, als wenn morgen früh, 25.05.2018 um 00.01 Uhr, Heerscharen an Anwaltskanzlei-Mitarbeitern und Datenschutzbehörden-Angestellte Überstunden schieben, um Bußgeldbescheide und Abmahnungen an die schon vorgemerkten Blogger und Kleinunternehmer abzuschicken, weil diese ihre Datenschutzerklärungen nicht hundertprozentig korrekt haben.
„Bleibt doch mal auf dem Boden!“ könnte man da rufen… doch ganz hinten, da wo das schlechte Gewissen sitzt, da sagt ein leises Stimmchen: „Und wenn doch?“. Einiges habe ich in den letzten Jahren selbst schon erlebt. Durch die ganze Gesellschaft zieht es sich, das Geschäft mit der Angst. Schon im Kleinen, in meinem Beruf, der Medizin.
Mehrfach wöchentlich höre ich von meinen Patienten, wie sie in anderen Praxen fast genötigt werden, zusätzliche Untersuchungsleistungen aus eigener Tasche zu bezahlen. Um vermeintlich (oder echt?!?) ihre Gesundheit besser zu schützen. „Wenn Sie das nicht machen, dann riskieren Sie…“. Unsere ärztlichen Standesorganisationen wiegeln ja gerne ab, wenn so etwas wie vor kurzem in der Presse wieder hochkocht. Doch jeder weiß, daß in jeder Legende mehr oder weniger viel Wahrheit steckt. Ein Minenfeld, darüber zu reden. Ich lasse es lieber.
Oder die Datenschutz-Generatoren, die sich momentan großer Beliebtheit erfreuen. Vorgeblich sind sie für Privatpersonen kostenlos, doch das juristische Kauderwelsch, das der Nutzer darin liest, schreit so laut nach Erklärung, daß ggf. doch das dann kostenpflichtige Angebot auf gleicher Seite gebucht wird.
Ja Menschenskinder! Sowas verbietet doch eigentlich schon der gesunde Menschenverstand und eine gute Kinderstube. Sich an den Ängsten und Sorgen anderer zu bereichern. „Es verstößt ja nicht gegen das Gesetz!“ lautet fast immer die Antwort darauf. Mag sein, doch wem das reicht, um nachts gut schlafen zu können… der tut mir menschlich und ethisch richtig leid. Ich weiß, ich bin da idealistisch und aus der Sicht dieser Menschen sogar naiv. Und ändern wird sich deswegen auch nichts.
Was solls… ich werde mich jedenfalls nicht der allgemeinen Panikstimmung hingeben. Ich habe eine Datenschutzerklärung zu meinem Impressum zugefügt und etwas individualisiert. Bitte nehmt hiermit offiziell von ihr Kenntnis. Ein Plugin macht Euch auch noch einmal darauf aufmerksam. Ich habe auch bei den Kommentar-Abonnements ein weiteres Plugin zugefügt, das mich etwas mehr absichert. So schwer war es nicht. Ich verkaufe schließlich hier nichts, noch verdiene ich direkt Geld mit diesem Blog-Angebot.
Der Brotdoc bleibt online, ich lasse es darauf ankommen. Volles Risiko 🙂 .
Sollte es sich allerdings tatsächlich erweisen, daß altruistisch handelnde Menschen ohne geschäftliche Hintergedanken wie ich wegen ihrer privaten Internetseite von Behörden oder Abmahnkanzleien belangt werden, dann wird sich das ändern.
Euer Doc