In aller Herrgottsfrühe sind wir gestern morgen aus dem Sommerurlaub auf Madeira zurückgekehrt. Ein Urlaub, der endlich die ersehnte Erholung von den Strapazen des letzten Jahres gebracht hat.
Madeira war ohne zu übertreiben einfach traumhaft. Die „Blumeninsel“, wie sie in deutschen Touristikprospekten genannt wird, hat sich als wundervoller Flecken Erde erwiesen. Ich glaube dass es wenige Orte auf der Welt gibt, an denen das Klima, die Natur und das menschliche Leben sich besser vereinen lassen. Ein neuer Sehnsuchtsort für mich.
Madeira liegt inmitten des atlantischen Ozeans, die Passatwinde und das Meer verhindern eine zu starke Erhitzung und Abkühlung im Laufe des Jahres. Die feuchte Meeresluft sorgt für ausreichend Wasser, um ein Pflanzenparadies gedeihen zu lassen, das es so nur in den äquatorialen Gegenden des Globus gibt. Dort aber meist 10 Grad heißer und mit wesentlich höherer Luftfeuchtigkeit als auf Madeira, was für den typischen Mitteleuropäer anstrengender ist.
Wir hatten ein Ferienhaus und mussten uns zum Teil selbst versorgen. Dabei stießen wir unweigerlich schon in den ersten Tagen auf „Bolo do Caco“, ein dickeres Fladenbrot, das sehr typisch für Madeira ist. Das Brot wird mit Süßkartoffelmehl oder -pürree hergestellt und ist ausserordentlich saftig und lecker. In Madeira wird es in vielen Restaurants und auf Märkten als Vorspeise, bestrichen mit Kräuter-Knoblauchbutter gereicht und schmeckt einfach phantastisch.
Noch im Urlaub habe ich begonnen, nach Rezepten für dieses Brot zu fahnden. Fündig wurde ich unter anderem auf portugiesischen Seiten selbst, wie auch bei Irmgard, die ihrerseits schon ein Rezept nach ihrem Madeiraurlaub entwickelt hat.
Bolo do Caco wird auf Madeira sowohl als kleinere Brötchen angeboten, als auch als „Bolo do Caco Grande“. Die Frischhaltung ist recht gut, wenn das Brot in der Verpackung gelassen wird.
Mein Rezept baut im Wesentlichen auf das portugiesische Rezept auf, weil ich glaube, dass keines der von uns probierten Brote Sauerteig enthielt. Ob das traditionell anders war, konnte ich nicht herausfinden. Ich habe für eine noch schönere Farbe den Anteil an Süßkartoffel noch erhöht und etwas Butter zugefügt, weil das geschmacklich sehr gut zu Süßkartoffel passt.
Der Teig ist, je nach Kartoffelsorte und Zubereitungsart eher weich und klebt etwas, weil der Kartoffelanteil grenzwertig hoch ist. Arbeitet also beim Formen mit ausreichend Mehl und scheut euch nicht, mit Hilfsmitteln wie der Teigkarte zu formen. Alles in allem ist der Teig zu handhaben, wenn man nicht völlig unerfahren mit klebrigen Teigen ist.
Die Brote könnt ihr sowohl in der Pfanne, als auch im Ofen auf dem Backstein backen. Um die Fladenform zu erreichen, müssen die Teiglinge nach 5 bis 7 Minuten Backzeit gewendet werden und dann leicht flachgedrückt werden. Wenn ihr die größeren Brote backen wollt, sollte die Teigmenge pro Teigling auf 500 – 550 g erhöht werden.
Wer 550er Weizenmehl nimmt, sollte ggf. mit der anfänglichen Wasserzugabe vorsichtiger sein. In Portugal scheint es üblich zu sein, mit T65 Weizenmehl zu arbeiten. Dieses bindet mehr Wasser als 550er Mehl. Lasst also erst einmal 30 g Wasser zurück und gebt es nur zum Teig, wenn dieser nach dem Einkneten der zweiten Portion Süßkartoffelpürree noch nicht zu weich ist.
Bolo do Caco
Zutaten
- 350 g Wasser kalt
- 790 g Weizenmehl 550 ich: Weizenmehl T65
- 635 g Süßkartoffel gewürfelt, gegart und zerdrückt
- 20 g Salz
- 8 g Frischhefe
- 30 g Butter ich: Margarine
Anleitungen
- Die Süßkartoffeln schälen, waschen und in Würfel schneiden. Die Würfel 20 Minuten kochen oder dämpfen, bis sie gar sind. Gut abkühlen lassen.
- Die abgekühlten Süßkartoffeln mit der Butter zu einem Pürree stampfen.
- Das Wasser, das Mehl, die Hälfte des Süßkartoffelstampf, die Hefe und das Salz in die Knetmaschine geben und gründlich kneten, bis der Teig glatt ist und sich von der Schüssel löst.
- Den Rest des Süßkartoffelstampf zugeben und unter den Teig kneten. Das Knete kann aufgrund der hohen Kartoffelmenge länger dauern.
- Den Teig in eine Teigwanne geben.
- Insgesamt 2 1/2 Stunden abgedeckt reifen lassen. Nach 30 und 90 Minuten den Teig dehnen und falten.
- Den Teig auf die Arbeitsfläche geben und in 12 Teile von 150 g teilen. Der Teig ist recht weich – entsprechend mit ausreichend Mehl arbeiten.
- Die Teiglinge rund schleifen und abgedeckt 30 bis 40 Minuten reifen lassen.
- Die Teiglinge im Mehl wenden und auf den Einschießer legen. Mit den Fingerspitzen etwas flach drücken wie bei Focaccia (siehe Bilder).
- In den vorgeheizten Ofen bei 240 °C einschießen und schwaden.
- Nach 5-7 Minuten Backzeit die Teiglinge im Ofen wenden und mit einem Wender etwas flachdrücken. Insgesamt 16 – 20 Minuten abbacken.
- Nach dem Backen etwas abkühlen lassen. Schmeckt am besten noch lauwarm mit Kräuterbutter bestrichen.
Falls ihr auch einmal nach Madeira kommt, möchte ich Euch eine Empfehlung aussprechen. Bucht eine private Inselrundfahrt bei Diogo, der uns einige unvergessliche Stunden beschert hat. Und genießt ein traditionelles Essen im Restaurant O Forno in Machico, einfach großartig!
perfeito, Björn.
Ja, Madeira ist ein absoluter Sehnsuchtsort, seufz. Ich war mehrfach dort und habe jedesmal was Neues entdeckt…neben der fantastischen Natur auch großartige Handwerkskunst und kulinarische Offenbarungen.
Wilde Grüße
Irmgard
http://www.wildes-brot.de
Ich habe das Rezept mit Weizenruchmehl gebacken (das musste weg). Hat gut geklappt – tolles Rezept!!!
Guten Tag,
Habe gestern Bolo do Caco gebacken, weil mich der Mix mit Süßkartoffeln herausgefordert hat. Der Teig war wirklich extrem klebrig ( hätte das Wasser besser nicht so großzügig zugegeben).
Mit viel Mehl beim Formen und auf dem Backstein gebacken sind sie super lecker geworden!
Kommt in meine Backsammlung, danke schön!
Das Klebrige ist leider nicht vermeidbar, es liegt am hohen Kartoffelanteil. Im Originalrezept wird mit etwas weniger Kartoffel arbeiten, um das etwas zu verbessern. Oder Du nimmst ein sehr kleberstarkes Mehl, zum Beispiel italienisches Tipo 0 oder backstarkes 550er (z.B. von Eiling).
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Ich stellte ja fest, dass die madeirensischen Süßkartoffeln nicht so gelb sind, wie die hier erhältlichen. Ich hielt mich damals an ein Rezept aus der Markthalle …
Ob man das Rezept auch mit Übernachtgare machen könnte? Also entweder mit weniger Hefe oder nach dem letzten Falten in den Kühlschrank oder beides?
Hat das schon jemand ausprobiert?
Ich würde die Brote gerne als Brötchen zum Frühstück backen.
Durch die Bilder und das Rezept bekomme ich voll Lust auf Madeira, da war ich vor 30 Jahren mal, das ist viel zu lange her!!
Ich würde das Rezept mit kalter Stockgare machen. Die Hefe dann auf 0,8 Prozent reduzieren.
Hallo. Schön das du den Weg nach Madeira gefunden hast. Mein Zuhause seit nunmehr 30 Jahren. Dein Rezept ist genau richtig und Sauerteig wird für das Bolo de Caco nicht verwendet. Es gibt einige Abwandlungen, je nachdem wo das Brot gebacken wird. Ich selber nehme auch die orangene Süßkartoffel dafür und koche sie mit Schale weich. Danach schälen und zerdrücken. Man kann es fein pürieren oder auch kleine Stückchen der Kartoffel dabei haben. Das Kochwasser nimmt man dann für den Teig. Dafür muss die Schale vor dem kochen natürlich sehr sauber und abgekühlt sein. Gebacken wurde früher im Holzofen mit Anteilen an Ginsterbüschen, das wird heute nicht mehr gemacht, gab dem Brot aber ein tolles Aroma. Heute geht es in einer beschichteten und bemehlten Pfanne. Solange in der Pfanne backen, bis das Brot mit dem Klopftest hohl klingt. Dazu die Knoblauchbutter oder jeden anderen gewünschten Dip. Und dann gutes gelingen und guten Appetit.
Vielen Dank für die interessanten Anmerkungen.
Ich würde das Brot gerne mit Übernachtgare ansetzen und am Morgen backen. Vielleicht im Kühlschrank über Nacht und nur 4g Hefe, ob das hinhaut?
Ja, kalte Stockgare machen und Hefe auf 0,8 % reduzieren.
Hallo
Würde das Rezept gerne mit Übernachtgare ausprobieren, weiß aber nicht, auf was sich die 0,8 % Hefe beziehen. Oder sind 80% also ca. 6g gemeint?
Danke
LG
Die beziehen sich auf die gesamte Mehlmenge. Also bei z.B. 1000 g Mehl sind 8 g Hefe nötig.
Hallo Björn,
vielen Dank für deinen Blog! Ich hab hier viele sehr gute Anregungen gefunden. Jetzt wollte ich endlich mal dieses Rezept ausprobieren, da ist ausgerechnet dieses weiterhin verschwunden. Schade.
Probiere es bitte gerade noch mal aus. Habe das Rezept editiert.
Hi,
bin derzeit auf Madeira und habe Deinen Tipp der Inselrundfahrt mit Diogo aufgegriffen. Leider war Diogo verhindert, schickte einen Kollegen, mit dem wir die Osttour absolvierten. Die Tour war einfach grandios, auch wenn es zwischenzeitlich geregnet hat und wir waren schlichtweg begeistert.
Rainer Schlüter
Freut mich, dass es gefallen hat!
Die Geschichte und die persönlichen Erfahrungen, die mit diesem Rezept geteilt werden, verleihen dem ganzen einen authentischen und herzlichen Touch. Vielen Dank für diese kulinarische Entdeckung – ich kann es kaum erwarten, ein Stück Madeira nach Hause zu bringen und den Geschmack dieser einzigartigen Insel zu genießen! 🌺