Dieses Rezept hat mich, meine Familie und auch die Mitarbeiterinnen in der Praxis positiv überrascht. Beim sogenannten Brühbrot ostdeutscher Art kommt ein Brühstück aus Roggenmehl zum Einsatz. Und zwar eines aus nicht unbeträchtlichen 20 Prozent des gesamten Mehls.
Erstaunlicherweise lässt sich der Teig dennoch sehr gut bearbeiten. Er klebt lediglich roggenteig-typisch, was aber durch ausreichend Mehl auf der Arbeitsfläche gut zu beherrschen ist. Der zweite Kniff bei diesem Brot ist der Einsatz eines zweistufigen Sauerteigs. Neben der Tatsache, dass so ein wesentlich milderer und abgerundeterer Sauerteiggeschmack entsteht, wird das Biest auch unheimlich triebkräftig.
So kann man sich jeglichen Hefezusatz zu diesem Rezept sparen. Das Brot geht nahezu ebenso schnell auf, als wären mehr als ein Prozent Hefe zugefügt. Eine feine Sache, deren einziger Hasenfuß ist, dass ihr euch womöglich recht früh morgens aus dem Bett erheben müsst, um den Vollsauer anzusetzen. Zumindest dann, wenn ihr mittags Euer Brot gebacken haben wollt. Doch durch geschickte zeitliche Planung lässt sich auch mehrstufiger Sauerteig an den Alltag anpassen (s.u.).
Was mir lediglich trotz dreier Versuche nicht gelingen wollte ist, dass die Kruste beim Backen nicht einreißt. Ich bin da mit meinem Latein etwas am Ende, werde aber dranbleiben. Wichtig dazu ist, mit Vollgare zu backen und die Teigoberfläche lange beim Backen elastisch zu halten. Das geschieht normalerweise durch das Abstreichen und den Schwaden. Zu viel Schwaden ist aber auch nicht gut, weil dann der Ofentrieb zu lange anhält. Mal sehen, wo da die goldene Mitte liegt.
Brühbrot nach ostdeutscher Art
Zutaten
Grundsauerteig (1. Stufe)
- 100 g Roggenmehl 1370
- 70 g Wasser 45 °C
- 6 g Sauerteig-Anstellgut
Vollsauerteig (2. Stufe)
- 176 g reifer Grundsauer
- 150 g Roggenmehl 1370
- 150 g Wasser 45 °C
Brühstück
- 115 g Roggenmehl 1370
- 150 g Wasser siedend
- 14 g Salz
Hauptteig
- 125 g Wasser 45 °C
- 476 g reifer Vollsauer
- 279 g Brühstück erkaltet
- 160 g Roggenmehl 1370
- 95 g Weizenmehl 812 oder 1050
- 15 g Roggenmalz oder Rohrohrzucker
Anleitungen
- Für den Grundsauerteig die Zutaten am Vorabend gut verrühren und abgedeckt bei Raumtemperatur (20 bis 24 °C) 12 bis 16 Stunden reifen lassen.
- Für den Vollsauerteig die Zutaten zum reifen Grundsauer geben und gut verrühren. Bei 28 bis 30 °C insgesamt 3 Stunden ausreifen lassen.
- Das Brühstück durch Mischen der Zutaten herstellen und gut abgedeckt abkühlen lassen.
- Bei der Hauptteigbereitung erst das Wasser, dann die Mehle und das Malz, dann Brühstück und Sauerteig in die Knetschüssel geben. Bei langsamer Knetgeschwindigkeit 8 bis 10 Minuten zu einem glatten homogenen Teig kneten. Optimale Teigtemperatur: 26 bis 28 °C.
- Den Teig 10 bis 15 Minuten ruhen lassen.
- Auf die bemehlte Arbeitsfläche geben und zunächst rundwirkken, dann langstoßen.
- Oberseite bemehlen und mit dem Schluss nach oben in ein Gärkörbchen legen.
- 60 bis 90 Minuten Stückgare geben. Der Teigling soll fast Vollreife erreichen. Den Ofen auf 250 °C (Ober-/Unterhitze) vorheizen.
- Den reifen Teigling auf den Einschießer wenden, satt mit Wasser abstreichen und mit der Stipprolle darüberfahren. Alternativ drei mal quer einschneiden.
- In den Ofen einschießen, schwaden und den Dampf 5 bis 7 Minuten im Ofen lassen. Dann den Schwaden ablassen, die Temperatur auf 210 °C reduzieren und das Brot 55 Minuten abbacken.
- Nach dem Backen erneut mit Wasser abstreichen oder besprühen.
ZEITPLAN:
- 17.00 Uhr (Vortag) Grundsauer anmischen
- 07.00 Uhr (Backtag) Vollsauer anmischen, Brühstück herstellen
- 10.15 Uhr (Backtag) Hauptteig mischen
- 10.45 Uhr (Backtag) Teigling formen
- 12.00 Uhr (Backtag) Brot backen
- 12.55 Uhr (Backtag) Fertig
Die Inspiration und der Titel dieses Rezeptes stammen aus dem Werk „Brotland Deutschland Band 1“ von Franz Josef Steffen. Das Rezept wurde weitreichend modifiziert und an die Bedingungen des Backens im normalen Haushalt angepasst.