Vor sechs Jahren habe ich mit Lutz Geißler zusammen im Rahmen der Veröffentlichung des Brotbackbuchs Nr. 2 eine Facebook-Gruppe ins Leben gerufen. Es ging uns darum, eine einfache Möglichkeit in den sozialen Medien zu schaffen, über das neue Buch zu diskutieren und in Kontakt zu kommen.
Die Gruppe, die wir damals „Angebacken“ nannten, wuchs recht schnell zu einer stattlichen Größe heran und erfreute sich großer Beliebtheit. Mit einigem Stolz möchte ich behaupten, dass aus unserer Gruppe nicht wenige Mitglieder zu hervorragenden Hobbybrotbäckern erwachsen sind und zum Teil eigene Brotbackgruppen ausgegründet haben, die sie nun unabhängig betreiben und zu großem Erfolg gebracht haben. Manche haben sogar den Weg zum professionellen Brotbacken gefunden.
Sechs Jahre sind in den sozialen Medien eine lange Zeit. Die Gruppe ist durch Höhen und Tiefen gegangen, wie es zu erwarten ist, wenn Menschen unterschiedlicher Couleur, unterschiedlicher Persönlichkeitsstrukturen und Interessen aufeinander treffen. Unzählige Stürme im Wasserglas wurden durchstanden, ohne dass es je die Gruppe zerrissen hätte. Lutz Geißler hat sich nach anfänglichem Engagement mehr und mehr zurückgezogen und irgendwann leider seine Aktivitäten bei Facebook beendet.
Die zunehmende Zersplitterung der Hobbybäckerszene in immer mehr Gruppen, denen allen niemand mehr ernsthaft folgen kann, fand ich persönlich immer schade. Aber auch dies liegt in der Natur des Menschen. Es gibt immer „Alpha-Tierchen“, die nicht damit leben können, wenn sie nicht selbst das Sagen haben. Unterschiedliche Auffassungen über die Führung einer Hobbygruppe und geschäftliche Interessen kommen teilweise hinzu und so ist es unvermeidlich, je größer die Szene wird.
EDIT 25.07.21: Der obige Absatz ist von Einigen falsch verstanden worden. Ich möchte daher noch mal betonen, dass es eine neutrale Beschreibung der Gründe ist, warum es zu der Gruppenvielfalt gekommen ist. Ich betrachte alle Gruppen und deren Gruppenleitungen mit Respekt und Achtung für das, was sie geleistet haben und bitte darum, mir keine Überheblichkeit oder Streitlust zu unterstellen.
Mitte 2020 gab es dann auch deshalb die gemeinsame Entscheidung, mit einer anderen Backgruppe zu fusionieren, um dem Trend etwas entgegenzuwirken. Das kreative Potenzial der beiden Gruppenleitungen sollte gebündelt und die inzwischen große und erfolgreiche Homepage „mipano.de“ eingebunden werden. So gelang es, Katja Schmid, die neben dem Backen ein wahres Design und Programmiertalent hat und Mipano.de konzipiert und entwickelt hat, sowie Milena Drefke, die inzwischen eine erfolgreiche Mikrobäckerei in Brühl betreibt, in das Leitungsteam zu bringen. Für mich war das eine große Entlastung neben all den anderen Aufgaben, die ich mir in meinem Leben so angenommen habe.
Neben erfahrenen und mit allen Wassern gewaschenen Hobby-Brötlern und Backkursleiterinnen wie Tanja Riedl und Michele Dieterle von Doppelback.info, Sandra Werner und Kulinarik-Expertin Naddi Heyl stehen mir nun auch Ohrenbrot-Podcaster Wolfgang Schüttler und Holzofenfachmann Richard Meier zur Seite. Ein Team, das nur wenig schocken kann. Aus Angebacken wurde Mipano, und das hat der Grupppe noch einmal neuen Schub verpasst.
In diesen Tagen begrüßen wir in unserer Gruppe das 20.000 Mitglied. Ohne unsere aktiven Mitglieder wäre die Gruppe nur halb so viel wert. Kaum ist eine Frage gestellt, sind schon wenige Minuten später mehrere kompetente Antworten eingetrudelt.
Zur Feier des 20.000 Mitglieds habe ich ein Jubiläumsbrotrezept entwickelt. Ein Brot mit mehreren Besonderheiten. Es handelt sich um ein Zopfbrot, das aber entgegen den üblichen Gepflogenheiten als veganes Rezept konzipiert ist. Ein Grund ist, dass in meiner Familie unlängst eine Lebensmittelunverträglichkeit festgestellt wurde, die leider vorerst zum Verzicht auf Milch- und Milchprodukte zwingt.
Erstaunlicherweise gelingt es mit diesem Rezept dennoch, einen toll fluffigen Brotzopf zu backen, bei dem die Zahl ‚Zwei‘ eine entscheidende Rolle spielt. Zwei fusionierte Gruppen, die zweite Zehntausend, zwei Farben und zwei verschiedene Saaten. Soweit der Gedanke. Und nun zur Umsetzung, bei der ich allen Leserinnen und Lesern viel Spaß wünsche.
Mipano Jubiläumsbrot 2021
Zutaten
Sauerteig
- 40 g Wasser 40 °C
- 40 g Roggenmehl 1150
- 4 g Sauerteig-Anstellgut
Hauptteig
- 155 g Wasser kalt
- 84 g Reifer Sauerteig
- 390 g Weizenmehl 550
- 75 g Kartoffel gekocht und zerdrückt
- 11 g Salz
- 10 g Olivenöl
- 10 g Zucker
- 5 g Frischhefe
- 15 g Roggenmalzpulver /Gerstenfärbemalz später zugeben!
Anleitungen
- Die Sauerteigzutaten vermischen und 10 – 14 Stunden bei Raumtemperatur reifen lassen.
- Die Teigzutaten verkneten, bis ein glatter Teig entstanden ist (6 – 10 Minuten, langsame Knetgeschwindigkeit.
- Den Teig in zwei Teile teilen von je etwa 360 g. Einen Teil in einer Schüssel zur Gare stellen.
- Zum zweiten Teil 15 g Färbemalz oder ein anderes Färbemittel zugeben (z.B. Kurkuma, rote-Beete-Saft, Kakaopulver) und dieses einkneten. Ggf. ein wenig Wasser zugeben.
- Den zweiten Teil auch zur Gare stellen. Die Stockgare beträgt 90 Minuten.
- Die Teiglinge rund vorformen und 15 Minuten ruhen lassen.
- Die Teiglinge länglich vorformen und erneut 15 Minuten ruhen lassen.
- Die Teiglinge zu Strängen von etwa 50 cm Länge ausformen. Den hellen Strang befeuchten und vollständig in Sesam wälzen.
- Den gefärbten Strang befeuchten und vollständig in Mohn wälzen.
- Aus den beiden Strängen einen Zweistrang-Zopf flechten. Den Schluss etwas unter den Teigling schieben.
- Den Zopf auf einem Backblech oder dem Einschießer abgedeckt 60 Minuten reifen lassen. Den Ofen auf 230 °C (Heißluft-/Umluft) vorheizen.
- Den gereiften Zopf mit Wassernebel besprühen und unter Schwaden in den Ofen befördern. Die Temperatur auf 190 °C reduzieren und den Zopf 25 bis 30 Minuten abbacken. Nach dem Backen erneut mit Wasser besprühen.
Was für ein schönes Brot, sehr interessant und auf jeden Fall ein Hingucker.
Lg Dagmar
Schön ist es, dass sich Brotbackende in Gruppen finden und sich austauschen.
Dennoch finde ich es ausgesprochen schade, dass dieser Austausch vor allem (und inzwischen bis auf wenige Ausnahmen) nur denjenigen zur Verfügung steht, die sich keine Gedanken um eine extensive sonstige Nutzung ihrer Daten zu machen scheinen.
Dazu werden immer mehr blogs nur noch sporadisch bis gar nicht mehr mit Artikeln gefüllt.
Wer nicht die Zeit hat, selbst Versuchsreihen zu starten, würde sich ebenfalls sehr freuen über mehr Möglichkeiten zum Austausch, Rezepte für neu erhältliche Mehle usw. Wenn es diese nicht gibt, werden infolgedessen diese Mehle auch nicht gekauft. Ist diese Zielgruppe denn so winzig, dass es sich lohnt, auf sie zu verzichten?
Ja, die deutlich geringere Kommunikation in Blogs bedauere ich auch. Allerdings teile ich Deine Vorbehalte bezüglich der Nutzung persönlicher Daten nicht. Niemand wird sich der digitalen Zukunft völlig verschließen können. Die Nutzung neuer Medien hat leider immer alte Medien irgendwann obsolet gemacht. Wobei das bei Blogs nicht unbedingt so sein muss. Sie ergänzen sich mit ihrer Beständigkeit gut mit Sozialen Medien, wo viele Infos rasch nur noch schwer zu finden sind. Beides zu nutzen ist für mich das Optimum.
Naja … blogs und Foren (als zwei Beispiele) sind ja ebenfalls Teil der sozialen Medien, insofern verschließen sich die TeilnehmerInnen nicht der digitalen Zukunft. Sie sind, im Gegensatz zu geschlossenen Gruppen mit Anmeldevoraussetzung, für mehr RezipientInnen sichtbar, das heißt: Die interagierende Gruppe ist viel größer.
Außerdem können auch ehemals groß angelegte soziale Netzwerke durch andere abgelöst werden. Zusammen mit der jetzt schon schlechten Auffindbarkeit von Infos heißt das, dass große Mengen an Wissen dann einfach verschwinden, was die Ersteller selbst auch möglicherweise gar nicht verhindern können.
Ich verstehe gut, was Du meinst. Für mich hat das Ganze aber auch eine zeitliche Komponente. Ich kann im Moment vielleicht 30 bis 60 Minuten meines Tages für die Pflege von Bloginhalten, Beantwortung von Fragen und der Verfolgung von Foren / Social Media und anderen Seiten aufbringen. Manchmal, vor allem Montags, Dienstags und Donnerstags klappt selbst das nicht. Soziale Medien wie Facebook vereinfachen es enorm, in dieser Zeit mit vielen Menschen zu kommunizieren und vielen zu helfen, da ich mir keine zusätzliche Mühe für das Hochladen von Bildern, Ansehen von Inhalten und für Videos machen muss. Vieles geht von egal wo mit dem Smartphone. Im Übrigen scheinen sich die Aktivitäten vieler inzwischen von Facebook zu Instagram hin zu verlagern. Und damit weg von einer wertvollen Kommunikation und hin zu mehr Bildchengucken und allenfalls einem kurzen Kommentar zum Posting.
Was für ein Färbemalz nimmst du? Ich habe ein Roggen-Röstmalz, allerdings geht das an den Geschmack. Wenn man zu viel nutzt, wird es eher bitter. VG, Anika
Ich habe auch Roggen-Röstmalz genommen und es schmeckte ganz gut.
Ich habe auch noch eine Frage zum Malz: geht auch (reiner) Gerstenmalz-Kaffee, also der ohne Zusätze wie Zichorie? Den habe ich bisher als Röstmalz-Ersatz genommen, kenne aber nicht den geschmacklichen Unterschied zwischen Roggen- und Gerstentröstmalz….
Klar, wenn es ohne Zichorie ist, dann ist es auch nicht bitter. Müsste gehen. Gerstenmalz schmeckt etwas süßer als Roggenmalz, das eher eine Art Lakritzsüße hat.
Sehr leckeres, relativ schnell zuzubereitendes Brot. Ich hab es 8 min kneten lassen und wirklich nicht damit gerechnet, ein so lockeres Brot zu erhalten. Meinem Sohn schmeckte der dunkle Part nicht so – mehr für mich. Einziges Manko bei meinem Brot: der Backstein war wohl zu kalt: die Unterseite ist sehr fest, fast klitschig. Danke für das tolle Rezept. Das werde ich sicher noch häufiger backen- wenn auch ohne Roggenröstmalz.
Du kannst statt Röstmalz auch Kakao nehmen 🙂
Tag 5: Heute habe ich den letzten Rest vom Brot gegessen: es war zwar nicht mehr frisch, aber immer noch lecker und nicht ausgetrocknet – obwohl ich es in Scheiben geschnitten aufbewahrt hatte. Auch wenn ich mich wiederhole: Klasse Rezept!