Das Leben ist zu kurz und oft auch zu anstrengend, um sich nicht ab und an eine kleine Verrücktheit zu gönnen. Denn genau das ist es in Wirklichkeit: Für ein eintägiges Backtreffen insgesamt fast 2000 km Strecke hin und zurück auf sich zu nehmen und dafür die Praxis für einen Tag zu schließen.
Hab ich gemacht am vergangenen Wochenende: Auf Einladung von Schelli und Monika Drax von der gleichnamigen Mühle durfte ich bei einer Art „Gipfeltreffen“ einiger der besten Bäcker Österreichs und Deutschlands dabei sein. Neben Dietmar Kappl waren auch Horst Deffland, Deutschlands „Dinkel-Papst“, Arnd Erbel, Freibäcker aus dem Fränkischen, Felix Remmele aus Ludwigsburg und Michael Schulze von der Bäckerei Pfeifle in Freiburg angekündigt. Also tolle Menschen, die ich schon lange kennenlernen oder wieder treffen wollte.
Mit dabei war auch Werner Danz, den ich ebenfalls 2014 schon persönlich kennen- und schätzen lernen durfte. Leider haben es Felix Remmele und Michael Schulze kurzfristig nicht geschafft, dabei zu sein.
Statt fand das Ganze in der Testbackstube der Meraner Mühle in Lana, Südtirol, die hervorragende Bio-Weißmehle für italienische Brote herstellt.
Anreise
Nach recht unproblematischer Durchquerung der Republik habe ich mir einen Jugendtraum erfüllt, und das Ötztal und die Timmelsjoch-Hochalpenstraße als Route nach Südtirol gewählt. Ein tolles Erlebnis mit atemberaubenden Aussichten.
3°C und Schneereste – auf der Passhöhe (2509 m)
Unwirklich: eisiger Sturmwind, die Wolken schießen über den Alpenhauptkamm und bilden einen Regenbogen im Tal.
Dann ging auf der kehrenreichen Straße durch das Passeiertal hinab nach Meran. Dort waren es nicht weniger als 25°C wärmer als auf der Passhöhe! Ein beeindruckendes Erlebnis, das ich sicher nie vergessen werde.
Sonne, 28°C: hier ist der Sommer schon eingekehrt
Das Backtreffen
Zweck des Treffens war neben dem gemeinsamen Treffen und -Kennenlernen der Vergleich von Mehlsorten verschiedener Hersteller aus Österreich, Deutschland, Frankreich und Italien. Hierzu wurden einige Rezepte von Dietmar jeweils mit den verschiedenen Mehlen angesetzt und gebacken.
Monika und Schelli bei der Brotbegutachtung, im Hintergrund Werner
Und natürlich Backfreund Dietmar, der neben dem großen Überblick auch für die gute Stimmung gesorgt hat:
Hier badet er gerade seine Hände im Sauerteigansatz
Samstag abend sah er dann schon etwas erschöpfter aus.
Horst Deffland im Einsatz für hochwertige Dinkelgebäcke:
Und die sehenswerten und hervorragend schmeckenden Ergebnisse:
Ein „Hammerbrot“ aus einem noch nicht verfügbaren Test-Ruchmehl. Mehl und Brot würde ich sofort nehmen!
Schelli sorgte wieder für die kulinarischen Genüsse, unterstützt von Werner:
Mühlenchef Rolf von Berg, der auch am Backtreffen teilnahm, führte uns zum Abschluß noch durch die Mühle. Die Meraner Mühle ist eine größere Mühle mit moderner Einrichtung. Sie hat sich in den letzten Jahren vor allem auf Bio-Mehle und seltene Mehlsorten (Kamut) spezialisiert und sich so am Markt behauptet.
Hier das Herzstück einer jeden Mühle: Die Plansichter.
Und das beeindruckende Mehllager von oben.
Für mich war es ein zwar anstrengendes, aber auch sehr schönes Wochenende, das viel Kraft und Inspiration geschenkt hat. Ich habe tolle Menschen kennengelernt und viele Eindrücke gweonnen, die unersetzlich sind. Mein Dank geht an Monika Drax, Schelli und Dietmar: ihr seid spitze!
Du bist ebenfalls Spitze, Björn – ein richtiges Goldstück dazu!
Was sind das für herrliche Bilder und Stimmungen, die du für uns festgehalten hast. Ich kann die Begeisterung beim Regenbogen richtig mit empfinden.
Und dein Bericht ist wieder so lebendig, dass man fast das Gefühl hat, dabei zu sein.
Ganz herzlichen Dank dafür!
Viele Grüße – Irene
Eigentlich, lieber Björn, hat Irene alles gesagt 😉
Ich bin die Strecke schon mehrfach gefahren, immer wieder überwältigt von der wunderschönen Natur. Hätte gerne Mäuschen gespielt bei Eurem Treffen. Dein Bericht, Deine Fotos entschädigen.
Vielen Dank für Deine Aufzeichnung des sicher anstrengenden Wochenendes, vielen Dank auch für’s „Mitnehmen“.
Nun bin ich gespannt auf neue Mehle, neue Rezepte…
So ein schöner Bericht- und auf das Ruchmehl-Brot bin ich ja supergespannt, das würde ich gerne mal ausprobieren. Ruchmehl krieg ich in meiner Mühle…
Hallo Björn,
auch ich freue mich über Deinen Bericht und finde es einfach toll, dass Du uns an dem Treffen hast teilnehmen lassen. Vielen Dank!
Die Strecke übers Timmelsjoch ist schon großartig und fantastisch!
Hallo Björn,
ich lese seit ca. 1 Jahr in Deinem Blog und mir haben es besonders die Baguette- Rezepte angetan. Nach Deinem super Bericht über die Parisreise nun dieses Highlight!
Klasse Bericht und Danke dafür, dass wir quasi dabei waren 🙂 . Ich werde mir bei meinem nächsten Südtirolbesuch mal das Mehl aus Lana besorgen. Hatte bisher immer das aus der Rieper-Mühle mit welchem sich auch ganz wunderbare italienische Brote backen lassen.
Übrigens die Timmelsjochstrecke finde ich war eine gute Entscheidung. Bin die letztes Jahr am Tag der Eröffnung gefahren, unglaublich welche Schneemassen dort links und rechts der Straße standen.
Viele Grüße Olaf
In dem Dorf das du von den Weinreben aus fotografiert hast, bin ich zu Hause. Von der Meraner Mühle beziehe ich schon seit langem mein Mehl 🙂
Hallo Magdi,
dann kannst Du Dich glücklich schätzen – ich halte Südtirol und besonders die Meraner Gegend für eine der Stellen auf der Erde, die von der Natur besonders begünstigt wurden. Einfach wunderschön bei Dir. Noch drei Wochen, dann werden wir am Ritten eine Woche Urlaub machen. Sag, kann man in der Mühle sein Mehl direkt kaufen, oder gehst Du über einen Zwischenhändler? Ich möchte nämlich ggf. im Sommer mal verschiedene Weißmehle mitnehmen.
Ja, ich kaufe mein Getreide und die Mehle dort direkt ein. Im Büro am Tresen einfach sagen, dass du deine Mehle für den privaten Verbrauch kaufst. Da die Meraner Mühle auch einen Großvertrieb von biologischen Lebensmitteln hat, kaufe ich auch meinen Rohrohrzucker in 25 kg Säcken dort ein, wesentlich billiger als im Einzelhandel. Ich habe gerade nachgefragt, es ist auch im August immer geöffnet. Schau vielleicht bei uns vorbei, wir führen ein Haushaltswaren-Geschäft in Lana, an der Hauptstrasse, Dann kann ich dir zeigen wie ich wie unsere Vorfahren diese großen Mengen an Getreide und Mehlen (immer 25 kg Säcke) aufbewahre 🙂
Danke Dir – habt ihr durchgehende Öffnungszeiten tagsüber? Ich würd Dir aber vorher Bescheid sagen, ob es klappt.