Seit langem hatte ich vor, neben den Bilder-Tutorien auch Teigbearbeitungs-Videos zu drehen und zu veröffentlichen. Mit meiner neuen Spiegelreflexkamera kann ich nun auch filmen, somit steht den Videos nichts mehr im Wege. Hier also mein erstes Teigbearbeitungs-Video über das Strecken und Falten von mittelfesten Teigen.
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=Ot9YD1GLYzo&w=560&h=315]
Wozu ist eigentlich Strecken und Falten gut?
In der deutschsprachigen Fachliteratur und in den meisten Brotbackbüchern für Hobbybäcker kommt es kaum vor. Wesentlich verbreiteter ist Strecken und Falten von Teigen in Frankreich und im angelsächsischen Raum, hier vor allem unter den „artisan bakers“, die viele Methoden aus der französischen Backkunst umsetzen.
Seinen Haupteinsatz hat Strecken und Falten bei reinen Weizenteigen und Teigen mit überwiegendem Weizenanteil. Diese Teige erhalten ihre Teigbindung und Krumenstruktur über die Verbindung von im Mehl enthaltenen Eiweißen mit Wasser zu Strängen, des sogenannten Glutengerüsts.
Üblicherweise werden im Kneter anfangs alle Zutaten vermischt und dann an der Entwicklung des Glutengerüsts gearbeitet. Man kann mit dem Teigkneter eine vollständige Entwicklung des Glutengerüsts erreichen, muß hierzu aber oft lange kneten (mehr als 10 Minuten). Das führt auf der anderen Seite zu einem sehr starken Sauerstoffeintrag in den Teig und zu einer Oxidation des Teiges, wobei Nährstoffe und Geschmacksstoffe verloren gehen.
Man sieht es schon an der Krume: lange und ausgiebig geknetete Krumen sind erkennbar heller als solche, die wenig oder gar nicht maschinell geknetet werden. Dies liegt an den sogenannten Carotinoiden, die im Mehl natürlich vorkommen und die umso mehr denaturiert werden, je länger man knetet. Es ist ein wichtiges Qualitätszeichen auch von mit Weißmehlen hergestellten Broten, daß die Krume eben nicht weiß ist, sondern beige bis leicht gelblich. Daran kann man erkennen, daß schonend gearbeitet wurde.
Es ist also sinnvoll, Teige nicht so lange maschinell zu kneten, damit die Brote später intensiver und besser schmecken. Genau dazu ist das Strecken und Falten gut. Man knetet die Teige nur bis zu leichter bis mittlerer Glutenentwicklung im Kneter und die restliche Teigentwicklung geschieht während der Stockgare durch weitere Quellung und Glutenstrangbildung. Dehnen und Zusammenfalten des Teiges „ordnet“ die Glutenstränge und bringt Spannung in den Teig, wie im Video gezeigt. Es ist durch Strecken und Falten sogar möglich, Teige mit hohem Weizenanteil komplett ohne Einsatz eines Kneters zu entwickeln (No-Knead-Bread).
Alles in allem eine sehr sinnvolle Methode, die meines Erachtens auch hierzulande in den Bäckereien mehr Verbreitung finden sollte in Verbindung mit längeren Teigführungen.
Hallo Björn,
danke für das informative Video.
Ein Tipp von mir, damit die Schüssel nicht auf der Arbeitsfläche rutscht: einfach ein gut ausgedrücktes nasses Tuch drunter legen 😉
Im Moment beginnt übrigens das Sonnenblumen-Satenbrot im Backofen zu duften…
Hallo Gila,
danke für den Rat. Normalerweise ist es ja egal, ob die Schüssel rutscht. Bloß beim Filmen halt unpraktisch 🙂
Dehnen und Falten gibt es auch in deutschen Bäckereien, da heißt es nur „aufziehen“.
Viele Grüße,
Lutz
Hallo Lutz, danke für die Anmerkung. Für welche Teige verwenden es denn die deutschen Bäcker und wenden sie es häufig an? Ich dachte bisher, daß die Teige überwiegend zusammengestoßen werden, aber nicht gefaltet.
Björn
Hallo Björn, da der erste, lang geplante „Video-Schritt“ nun getan ist, erwachen sicherlich „Vielerorts“ hoffnungsvolle Wünsche nach einer abwechslungsreichen Weiterführung wie diese, und wie ich Dich kenne *noch kommende* gute, wirkungsvolle Veranschaulichungen (Veröffentlichungen). Du hast es jedoch vorab schon mit Deinen Bilder-Tutorien und Rezepturen erreicht, erfolgreiche Hilfestellung *sehr gut* und oft *leicht umsetzbar* zu vermitteln. Für diese -„Deine aufwendige „Mühe“- mein herzlicher, aufrichtiger Dank. Mit liebem Gruß, Phoebe
Danke Phoebe, ich werde mir Mühe geben mir noch einiges einfallen zu lassen.
Björn
Servus Björn,
Gefaltet wird bei uns Weizenlastigen Teigen mit einer hohen TA um 180, auch Dinkelteige. Es wird dadurch auch eine bessere Stbilität erreicht. Ich persönlich würde vom einfetten des Behälters abraten, es könnte eine nicht erwünschte Trennung entstehen.
Gruß Mario
Hallo Mario,
danke für die Erklärung.
Bislang habe ich keine Trennung beobachten können. Die Teigwanne ist lediglich mit etwas Trennspray eingesprüht bzw. mit Pflanzenöl eingestrichen und das klappt hervorragend. Sicher gelangt ein wenig des Öls auch in den Teig und ins Brot, aber das ist so wenig, daß ich damit gut leben kann.
Pingback: Hinkelstein-Brot