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Brotexkursion: Bio-Mühle Eiling

Seit einigen Monaten macht in den Facebook-Gruppen eine reine Bio-Mühle von sich reden. Hobbyisten, die die von dort stammenden Mehle schon verbacken haben, sind voll des Lobes. Es handelt sich um die Bio-Mühle Eiling in Warstein-Sichtigvor, einem kleinen Örtchen am nördlichen Rande des Sauerlandes, knapp 80 km Luftlinie von meinem Wohnort entfernt. Nach eigenem Bekunden ist es die einzige reine Biomühle in Nordrhein-Westfalen. In unserer Gegend ist das eine echte Besonderheit: eine Mühle in einem kleinen Örtchen, die ihr Getreide noch selbst mahlt und verkauft, und nicht als Weiterverkäufer von Mehlen größerer industrieller Mühlen fungiert. Und noch dazu aus reinen Bio-Rohstoffen von Höfen in der Umgebung!

Sichtigvor ist ein traditioneller Mühlenstandort – es wird bereits 1072 eine Wassermühle hier im Möhnetal in Urkunden erwähnt. Sie gab dem Nebenörtchen „Mühlheim“ seinen Namen. Der Fluß Möhne ist heute vor allem durch die nahe gelegene Talsperre bekannt. Unter Leitung der Müllerfamilie Eiling steht die heutige Mühle seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts, als der Großvater der heutigen Chefs das Gebäude pachtete. Die Mühle wurde dann viele Jahre als reine Roggenmühle betrieben.

2010 übernahmen die beiden heutigen Müller Thorsten und Jens Eiling das Zepter von ihrem Vater und beschlossen, etwas vollständig Neues zu wagen: eine reine Bio-Mühle, zertifiziert und mit vollständiger Transparenz der Lieferkette, deren Energiegewinnung fast vollständig durch Wasserkraft geschieht. Auf jedem Sack Mehl steht der Name des Hofes, der das Getreide angebaut hat. In zwei Schritten wurde die Mühle 2011 und 2017 modernisiert. Seither werden Bäckereien im Umkreis von ca. 120 km mit den Mehlen beliefert.

Im Zuge des Hobbybäcker-Booms und vieler privater Anfragen entschlossen sich die beiden Müller im vergangenen Jahr, ihre Mehle auch für Privatpersonen in kleineren Gebinden verfügbar zu machen und begannen, einen Versand aufzubauen. Irgendwann im Spätherbst 2018 erhielt ich eine nette email von Herrn Eiling, in der er mich einlud, die Mühle einmal zu besichtigen.

Im Möhnetal

Leider bin ich erst heute dazu gekommen, mir die Zeit dafür zu nehmen. Zwei meiner Töchter ließen es sich nicht nehmen, mich beim Ausflug ins Sauerland zu begleiten. Familie Eiling bereitete uns einen warmen Empfang.

In der nachfolgenden Mühlenbesichtigung konnten wir alles genau in Augenschein nehmen.

Die MIAG-Walzenstühle, hier der Beginn der Walzenstuhl-Kette, wo gerade Kamut in den Mahlprozeß kommt. Kamut ist das einzigste Getreide, das nicht aus der Umgebung stammt.

Shirin und Sheila schauen sich die Getreidekörner interessiert an

Eines der modernsten Geräte in der Mühle – eine Maschine der Firma Bühler, die Mutterkorn, Spelzen und verfärbte Getreidekörner zielsicher aus dem durchlaufenden Getreide aussortieren kann.

Und die Plansichter, wo das Mehl vielfach gesiebt wird. Die herumwirbelnden Sichter sind für Kinder immer sehr beeindruckend.

Nach der Besichtigung gab es noch eine kleine Brotzeit. Ich hatte mir von 2 Wochen schon einmal ein Sortiment der Eiling-Mehle gekauft und heute morgen damit Brötchen gebacken. Habe dann ein paar davon mitgebracht; Herr Eiling seinerseits hatte einen Backversuch mit einem Experimentalmehl unternommen, das er gerade entwickelt. Ein deutsches Biomehl, das in Geschmack und Charakteristika dem französischen T65-Mehl nahekommen soll. Davon habe ich später einen Sack zu Testzwecken überlassen bekommen. Ich bin gespannt!

Gemütlich klang ein netter Besuch in der Bio-Mühle Eiling aus. Ich bedanke mich auch hier noch einmal herzlich für die Einladung und den netten Empfang. Manchmal trifft man heute noch Menschen, die für ihren „Beruf“ wirklich berufen sind. Heute war so ein Tag für mich. Ich wünsche den beiden Müllern viel Erfolg mit ihrem nachahmenswerten Konzept!

Ich werde in den nächsten Wochen so oft ich Zeit finde mit den Eiling Mehlen backen und meine Erfahrungen hier im Blog teilen.

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