Bagels

Trotz hehrem Vorhaben sind schon wieder Monate vergangen seit meinem letzen Blogbeitrag. Ich will es nicht beschönigen. Die Luft ist bei mir ziemlich raus was stundenlange Beschäftigung mit dem Hobby in der wenigen Freizeit, die mir noch bleibt, angeht. Zu den (beruflichen) Gründen habe ich ja schon Stellung genommen. Es sieht leider nicht gut aus für all diejenigen, die in diesem Land noch dem-/r Beruf/-ung „Hausarzt“ nachgehen. Das Gesundheitssystem ist noch viel kaputter als die meisten glauben.

Seit 15 Jahren backe ich unser Brot selbst. Das ist inzwischen ein beträchtlicher Teil meiner bisherigen Lebenszeit. Das hat aber auch zur Folge, dass eben dieses Leben weiter vorangeschritten ist. Die Töchter wurden erwachsen, eine zog bereits aus, und die beiden anderen haben als End-Teenies anderes zu tun als massig Brot zu essen. Die beste Ehefrau von allen hat Unverträglichkeiten entwickelt, die Brotgenuss nur in Ausnahmen erlauben. Bleibe also nur noch ich der noch regelmäßig Brot isst. Kurzum – im Hause Brotdoc wird erheblich weniger Brot benötigt als noch vor 4 bis 5 Jahren. Mit der Folge dass ich nicht mehr so viel backen kann, weil die Gefrierschränke schon voll sind.

Ich weiß naturgemäß noch nicht wie das Ganze weitergeht. Habe noch massig Spaß am Brotbacken und werde das Hobby auch weiter betreiben so lange es mir möglich ist. Es wird aber seltener Postings hier im Blog geben. Ich habe einfach nicht mehr die Freizeitmenge um es mit der Schlagzahl all jener aufzunehmen, die sich im „Breadfluencing“ professionalisiert haben und denen teilweise Agenturen oder Mitarbeiterteams zur Seite stehen. Bitte seht es mir nach. Das Hausarztdasein bringt nun einmal mit sich erkennen zu können, wenn man ein paar Gänge zurückschalten muss.

Der Sommer war sehr schön. Wir waren an der Schlei / Ostsee worüber ich sicher noch berichten werde. Neu-Bewohner des Hauses Brotdoc sind seit Juni die beiden Katzengeschwister Millie und Cosmo, die wir bei der Gassirunde mit unserem Hund an einem nahen Bauernhof fanden, wo sie von ihrer Mutter verlassen von netten Menschen versorgt wurden. Wir haben sie kurzerhand adoptiert.

Unsere Heimatstadt bietet landschaftlich viel Abwechselung. Neben den beiden Stauseen und ausgedehnten Wäldern hat sich südöstlich der Stadt eine einzigartige Kulturlandschaft erhalten. Die Westruper Heide. Eigentlich ein Produkt der Abholzung der heimischen Wälder im 19. Jahrhundert und der sandigen Böden Halterns, ist sie heute Publikumsmagnet und ein wunderbarer Erholungsort. Wir haben schon viele schöne Spaziergänge dort erlebt.

Zurück zum Brot. Seit einiger Zeit steht der Teenie-Zeitgeist auf Bagels – wenn denn schon mal Brot gegessen wird… Bagels sind ein auf jüdischer Tradition fußendes Kleingebäck, das vor allem in den USA beliebt ist. Die beim örtlichen Edeka verfügbaren „Industrie-Bagels“ haben mir persönlich weder geschmeckt, noch war mir bei der Zutatenliste wohl. Daher wurde es Zeit, endlich ein eigenes Rezept zu basteln. Ich habe mir einige Wochen(enden) dafür Zeit gelassen. Heute waren sie dann perfekt.

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Bagels

Mein erstes Rezept für Bagels
Kalte Stückgare14 Stunden
Produkt: Brötchen
Triebmittel: Amerikanisch
Keyword: Bagel, Buns
Servings: 13 Bagels

Zutaten

  • 525 g Wasser kalt
  • 150 g Weizenvollkornmehl
  • 700 g Weizenmehl 550
  • 7 g Frischhefe
  • 18 g Salz
  • 20 g Gerstenmalzextrakt inaktiv
  • 20 g Butter

Natron-Honig-Lösung

  • 4 L Wasser
  • 60 g Honig
  • 60 g Natronpulver Kaisernatron oder Naturnatron

Anleitungen

  • Die Zutaten vollständig in die Knetschüssel geben. Bei langsamer Knetgeschwindigkeit etwa 12 bis 14 Minuten gut verkneten bis ein glatter fester Teig entstanden ist.
  • Den Teig in der Knetschüssel oder in einem Teigbehälter 90 Minuten abgedeckt reifen lassen.
  • Den Teig auf die leicht bemehlte Arbeitsfläche auskippen und 13 Teiglinge von ca. 105 bis 110 g abstechen. Die Teiglinge rundschleifen und 10 Minuten mit Schluss unten entspannen lassen.
  • Den Teigling in die Hand nehmen und mit Daumen und Mittelfinger genau in die Mitte ein Loch drücken. Dann mit beiden Zeigefingern den Teigling in der Luft rollend zu einem Ring erweitern. Ein Video davon könnt ihr Euch bei meinem Doughnut-Rezept ansehen.
  • Die Teiglinge mit Schluss unten auf ein Leinentuch legen, welches vorher auf einem Backblech platziert wurde. Abdecken und das Backblech in eine 60 L Kunststofftüte legen. Bei 5 °C im Kühlschrank 12 bis 16 Stunden reifen lassen.
  • Am Backtag den Ofen auf 230 °C Heißluft vorheizen. Dann die Natron-Honig-Lösung herstellen. Hierzu Honig und Natronpulver in einem großen Topf zum Wasser geben und rührend bis zum Köcheln erhitzen.
  • Die Teiglinge aus dem Kühlschrank holen und nach und nach in die köchelnde Lösung geben. Dort etwa 30-60 Sekunden überbrühen – entweder soufflierend oder einmalig wendend.
  • Mit dem Schluss nach unten auf eine Backfolie legen und je nach Wunsch mit Saaten bestreuen.
  • In den Ofen einschießen und schwaden. Bei konstant 230 °C etwa 13 bis 16 Minuten goldbraun abbacken. Nicht zu lange backen, damit die Teiglinge nicht zu dunkel werden.
  • Nach dem Backen mit Wasser besprühen.

14 Gedanken zu „Bagels

  1. Anette Kehl

    Lieber Brotdoc,
    die Zeiten schreiten weiter und das Leben verändert sich. Das ist gut so, denn dann bleiben wir nicht stehen. Sieh dein Hobby als Energiequelle, die nur dann Energie gibt, wenn es kein Druck auf dich ausübt. Du bist niemandem verpflichtet und ich freue mich, wenn hin und wieder ein Rezept von dir kommt.
    Hab einen guten Start in die neue Woche und genieße den Herbst, wann immer es dir möglich ist,
    beste Wünsche Anette

    Antworten
  2. Marlene Stolz

    Lieber Brotdoc
    Dem Kommentar von Anette kann ich nur beipflichten, das waren auch meine Gedanken dazu.
    Ich habe Deine schönen Beiträge vermisst.
    Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles Gute
    Liebe Grüße
    Marlene

    Antworten
  3. Joe

    5 Sterne
    Lieber Brotdoc,
    besten Dank für deinen neuen Beitrag, den ich mit Freude gelesen habe. Ich erfreue mich an der Qualität der Berichte und Rezepte und dabei ist mir die Quantität weniger wichtig. Ich hoffe du bleibst dem Backen treu, denn du bist sehr, sehr gut darin!
    Joe

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  4. Gilbert Anderer

    5 Sterne
    Lieber Brotdoc,
    schöner als Anette kann man es nicht sagen! Deine Leistung für das gesunde und schmackhafte Backen ist kaum zu überschätzen. Davon zeugt unsere Gefriertruhe, die voll mit Deinem Gebäck ist, und das Lob unserer Familie und Freunde, das ich hier gerne einmal weitergebe.

    Für das Bloggen gilt, was auch für das Backen gilt: es ist nicht die Menge, sondern die Qualität, die den Unterschied macht.

    Herzliche Grüße aus Amrum (wohin uns noch ein Brot des Sylter Brotkurses bei der Backfee begleitet hat),

    Gilbert

    Antworten
  5. renate

    5 Sterne
    Lieber Brotdoc,
    den vorherigen Kommentaren schließe ich mich gerne an.
    Auch ich freue mich darüber wieder einen Beitrag von Dir zu lesen.
    Viel liebe Grüße und viel Freude mit den beiden Miezen
    Renate

    Antworten
  6. Regina

    Wie du schreibst, ein Hausarzt ist wertvoll und braucht in unserem Gesundheitssystem mehr Zeit als nach außen ersichtlich. Leider besteht das Problem schon seit über 20 Jahren!!

    Ja, auch ich, eine stille Mitleserin bin immer wieder von Deinen Beiträgen angenehm überrascht. Die Bagels wird es demnächst sicher geben.
    Ein großes Danke an die beste Ehefrau der Welt, die weiterhin die Zeit ermöglicht all das durchzuziehen.

    Ja, auch die Zeiten ändern sich. Trotzdem was wäre die Brotlandschaft ohne die Hüter der Rezepte und mittlerweile hat es der Sauerteig auch aus seiner Nische geschaffen und bekommt Zuspruch von vielen.

    Antworten
  7. Johannes Benz

    5 Sterne
    Lieber Brotdoc,
    als Vater von zwei Kleinkindern kann ich das nachfühlen. Ich könnte mir auch nicht vorstellen, nebenher noch Rezepte zu entwickeln und einen Blog zu schreiben. Dennoch vielen Dank an dein Engagement, das auch mich zum Brotbacken gebracht hat.

    Ich habe deine Rezepte hier immer genossen. Wenn diese jetzt seltener kommen – dann ist das so und in Ordnung. Eine „Hohe Schlagzahl“ kann ich eh nicht verarbeiten und andere breadfluencer interessieren mich auch nicht.

    Liebe Grüße
    Johannes

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  8. heike

    5 Sterne
    Lieber Brotdoc,
    ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal für deine Seite und dein Engagement bedanken.Ich bin stolze Besitzerin deiner Bücher und es gibt hier ein paar Rezepte, die sind so gut, dass ich sie seit Jharen backe.
    u hast mir ein paar mal geholfen, als es nicht so ganz klappte und dadurch bin ich zu einer ganz passablen Brotbäckerin geworden!
    Ich bin oft an den Wochenenden bei meinen Enkelkindern in Oer Erkenschwick (Haltern ist quasi umme Ecke) und ich muss IMMER deren Lieblinge backen: Laugen-Snäckis,Laugen – Flesserln und Schneller Einback.
    Sie sind immer sehr glücklich und somit auch ich.
    Danke!!!!!

    Antworten
  9. Dietlind Brodnicki

    Hallo Brotdoc, alles ist gut. Das ist nur verständlich. Ich bin seit fast 13 Jahren immer wieder auf Ihrem Blog zu Gast und finde, es gibt so viele Rezepte, dass man sie kaum nachbacken kann. Familienstrukturen ändern sich und für manches ist nicht mehr so viel Zeit.

    Alles Liebe – Dietlind

    Antworten
  10. Lars

    5 Sterne
    Lieber Björn
    ich trage mich schon lange mit dem Gedanken, Dir einmal Danke zu sagen für all das, was Du in mein Leben gebracht hast.
    Als Vater zweier nunmehr jugendlicher Söhne kann ich sehr gut nachempfinden, wie das Leben sich eigentlich permanent ändert und neue Kompromisse in der Aufteilung der knappen Freizeit fordert. Wie schön ist es da, wenn man nicht alles selbst erforschen muss, sondern von anderen lernen kann.
    Und wie oft habe ich in deinen Rezepten gestöbert und immer wieder entscheidende Dinge verstanden und dazugelernt (das richtige Auskneten des Teiges, die Bassinage, und vieles mehr).
    Immer hast du es super gut verstanden, solche Dinge zu visualisieren und perfekt auf den Punkt zu bringen.
    Dann danke ich dir für dein außerordentliches Engagement, zusammen mit der Eiling- Mühle ein Baguettemehl zu entwickeln, das dem französischen Original in nichts nachsteht, dazu noch in Bio-Qualität. Ich beziehe mein Mehl nur noch von dort.
    Und nicht zuletzt fühle ich mich Dir verbunden, wenn du auf eine sehr angenehme und ausgleichende Art über Ernährung und Gesundheit schreibst. Da kann ich dir eigentlich immer aus vollem Herzen zustimmen. Und als Arzt sehe ich die Situation im Gesundheitswesen ähnlich wie du ….

    Wir werden die kommende Woche in Paris verbringen, an dich denken und die eine oder andere von dir empfohlene Bäckerei besuchen.
    Ich wünsche Dir einen schönen Herbst und genügend Muße, das zu tun, was Du am liebsten machst.
    Herzlichst, Lars

    Antworten
  11. Doris Hardt

    Lieber Björn,
    auch wenn Deine neuen Rezepte nicht mehr so oft erscheinen, möchte ich mich trotzdem ganz herzlich für jeden neuen Beitrag bedanken! Für Dich und Deine Familie alles Gute.
    Herzliche Grüße Doris

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