Kürzlich erhielt ich eine Nachricht von Karin Anderson, in der sie mich um meine Adresse bat. Warum, das sagte sie nicht. Sie weiß aber offenbar, daß ich es liebe, mit neuen und seltenen Mehlsorten herumzuexperimentieren.
Ein paar Tage später klingelte der nette Mann von DHL und brachte mir ein Paket mit folgendem Inhalt:
„100 % Stone Ground White Whole Wheat Flour“, sinngemäß steingemahlenes helles Weizenvollkornmehl und „Buckwheat Flour“, also Buchweizenmehl. Während letzteres auch in Deutschland verfügbar ist, habe ich von hellem Vollkornweizenmehl noch nichts hierzulande gehört.
Ein wenig Recherche bringt zutage, daß für ein solches Mehl Weizensorten vermahlen werden, die pigmentarm sind und eine hellere Schale haben. Dem Tütenaufdruck nach zu urteilen soll der Geschmack eines solchen Vollkornmehls milder sein, als der eines dunkleren Vollkornmehls.
Also habe ich vergangenen Samstag zwei Rezepte damit ausprobiert, von denen eines sicher auch mit den deutschen Pendants funktioniert. Daher veröffentliche ich es, obwohl ihr kaum an die Originalsorten kommen dürftet, es sei denn ihr lebt in den USA.
Das Vollkornmehl ist sehr „durstig“, es nimmt spielend an die 80 % Wasser auf, ohne einen zu weichen Teig zu ergeben. Kombiniert habe ich es hier mit 10 % von dem Buchweizenmehl und gelagertem Lievito Madre aus dem Kühlschrank. 0,6 % Hefe helfen hier, die Reifezeiten auf ein tragbares Maß zu begrenzen.
Was ich nicht nachvollziehen kann ist die Aussage, daß das Mehl milder schmecken soll als normales Weizenvollkornmehl. Schon der Geruch aus der Tüte ist herber, als ich es von frisch gemahlenem Weizen kenne. Das läßt sich auch im Teig feststellen, ein herber Beigeschmack ist deutlich spürbar. Dieser liegt für mich gerade an der Grenze dazu, sich zu sehr in den Vordergrund zu drängen.
An dieser Stelle möchte ich Karin für das nette Geschenk danken!

Softe, fein bis mittelporige Krume mit feinherbem Geschmack
Hauptteig:
300 g Lievito Madre aus dem Kühlschrank (besteht aus 200 g Weizenmehl 550 und 100 g Wasser)
418 g Wasser (20°C)
430 g White-Wholewheat-Meal (oder Weizenvollkornmehl)
70 g Buckwheat Flour (Buchweizenmehl)
15 g Salz
4 g Frischhefe
21 g Butter
Alle Zutaten außer Salz, Hefe und Butter in die Schüssel geben und 2 Minuten verkneten. 20 Minuten ruhen lassen zum Quellen.
Salz und Hefe zugeben und insgesamt 9 Minuten bei zweitlangsamster Knetstufe kneten, gegen Ende die Butter einkneten.
Den Teig 2-3 Stunden ruhen lassen. Direkt am Anfang und nach etwa der halben Zeit strecken und falten.
Auf die bemehlte Arbeitsfläche geben und etwas entgasen. Zu einem Bâtard formen und mit dem Schluß nach oben 50-60 Minuten bei Raumtemperatur reifen lassen.
Auf den Einschießer kippen, längs mit flach gehaltener Klinge einschneiden und mit viel Dampf in den gut vorgeheizten Ofen bei 240°C geben. Auf 210°C reduzieren und eine Stunde abbacken.
Da hat Karin dir quasi eine Aufgabe gegeben….schöne Idee. Sieht wirklich sehr
gut aus.
Lieben Gruß
Dagmar
Interessant, vor allem da ich in Amerika wohne und ich die Mehle bekommen kann. Das Brot schaut super aus.
Hallo,
Das ist ja interessant. an diese Mehlsorten sollte ich auch ran kommenauf den Philippinen. Wenn dann es noch reihn mit LM gebacken ist super. Nur die Raumtemperatur wird dort erheblich höher sein. bin gespannt wie sich das auswirkt.
Gruß
Micheel
Freut mich, dass ich dir eine kleine Überraschung bescheren konnte, Björn. Das Brot sieht gut aus. Es ist interessant, was für Erfahrungen du geschmacklich im Vergleich zu deutschem Vollkornweizenmehl damit gemacht hast.
Unser amerikanisches „normales“ Vollkornweizenmehl (hard red winter wheat) ist nämlich tatsächlich deutlich herber als die weisse Weizenvariante. Daher fermentiere ich solche Vollkornweizenteige sehr lange, und füge auch etwas Honig (oder Agavesirup) dazu, sonst ist es mir zu „streng“ im Geschmack.
Bin gerade wieder zurück in Maine und hab für Stanley Ginsberg ein paar deutsche Mehle zum Vergleich importiert. Mal sehen, was er sagt.
Das war in der Tat eine tolle Überraschung. Mit dem Buchweizenmehl habe ich nun schon ein paar Mal Pancakes gemacht – die Kinder waren begeistert. Danke noch mal!
Pingback: White-Wholewheat-Bread – hefeXpert
Sieht echt lecker aus!! Interessant, einfach mal mit amerikanischem Mehl zu arbeiten…leider gibt`s das nicht im Supermarkt!
Ja. Du kannst es Dir in den USA bestellen, mußt aber enorme Versandkosten in Kauf nehmen.
Ein besonderer Geschmack hat einfach seinen Preis…👍😀
hallo,
in dtl. soll das vollkornmehl von zentrofan (spezielles mahlverfahren) besonders „weich“ sein.
ich schleiche noch um eine bestellung herum, die versandkosten sind nicht ohne…
vielleicht könnten die dir mal ein probepaket schicken und du testest es?
http://zentrofan-muehle.de/
grüsse suse
Davon habe ich schon gehört. Im Moment ist das Mehllager übervoll, aber ich werde mir das bei Gelegenheit mal ansehen. Danke Dir.
Lieber Brotdoc,
ich habe das Brot jetzt zum 2. Mal gemacht, und es schmeckt prima.
Verwundert bin ich nur über die Konsistenz. Bei mir ist der Teig sehr flüssig, so daß mir ein Falten, geschweige denn Formen kaum möglich ist.
Verwendet habe ich Weizenvollkornmehl und Buchweizenmehl.
Woran könnte das liegen?
Liebe Grüße
Petra
Sehr wahrscheinlich daran, dass Dein Weizenvollkornmehl nicht so kleberstark war, wie das amerikanische Mehl. In den USA sind die Mehle oft extrem backstark, haben hohe Proteingehalte und hohe W-Werte. Das packen unsere deutschen Vollkornmehle leider nicht.
Danke für die Antwort. Vielleicht versuche ich es mal mit der Zugabe von Gluten.
Liebe Grüße
Ja, das wäre eine Möglichkeit. Eine andere besteht darin, Vitamin C zum Vollkornmehl zu geben. Z.B. in Form von Acerola-Kirschpulver.