Brotbackbuch Nr. 2 – Das Backtagebuch Teil 1

Brot2-Tagebuch

 

2 Backverrückte – 6 Tage – 100 Brote…

DIE VORGESCHICHTE

Ein neues Brotbackbuch ist entstanden, in intensiver Zusammenarbeit zweier Menschen, die sich in manchen Dingen unterscheiden, aber in mindestens genau so vielen Dingen ähneln.
Der eine nimmt es beim Backen lieber ganz genau, überlässt nichts dem Zufall und bäckt ein Rezept lieber immer noch einmal, als einen kleinen Brotfehler hinzunehmen. Der andere ist ein richtiger Alltagshobbybäcker, der zwar auch Wert auf schöne Ergebnisse legt, dabei aber immer auch einen alltagstauglichen Zeitrahmen im Blick hat.
Geeint werden beide durch große Gelassenheit, Unruhe und Hektik sind ihnen fremd, durch ihre Liebe zum Hobby Brotbacken und durch den Anspruch, das Grundnahrungsmittel Brot nur aus natürlichen Zutaten mit genügend Zeit herzustellen.

Wie kam es überhaupt zu dieser Zusammenarbeit?

Anfang 2013 erhielt Björn Hollensteiner von einem Verlag die Anfrage, ein Rezeptebuch zu schreiben. Damals war ihm noch nicht bekannt, daß Lutz Geißler bereits das Brotbackbuch 1 in Arbeit hatte. Da sich Björn nur vorstellen konnte, gleich ein Grundlagenbuch zu schreiben kam er auf die Idee, sich an Lutz zu wenden, um diese Mammutaufgabe gemeinsam zu bewältigen.
Da war das Brotbackbuch 1 aber schon geschrieben und so wurde nichts aus dieser Zusammenarbeit.
Ein paar Wochen später kam Lutz dann aber auf die Idee zurück und so entstanden erste Überlegungen, was auf dem deutschen Brotbackbuch-Markt noch fehlt. Jeder kennt die Werke von Franz-Josef Steffen „Brotland Deutschland“, in der deutsche Alltagsbrotrezepte mit vielen Hintergrundinfos für Bäckereien aufbereitet zu finden sind. Das Hauptwerk, Band 1, ist schon lange vergriffen und nur noch antiquarisch mit viel Glück zu bekommen.
So entstand unsere Idee: Ein Buch über Alltagsbrote, also Brote, die sowohl einfach im Alltag in der eigenen Küche zu backen sind als auch die beliebtesten Brotsorten im deutschsprachigen Raum repräsentieren. Ein Buch, das als Standardwerk in der Küche stehen kann, das immer dann zur Hand genommen wird, wenn das tägliche Brot gebacken werden soll. Ohne Experimente, ohne ungewöhnliche Zutaten, mit gelingsicheren Rezepten, die an alle denkbaren Alltagssituationen angepasst werden können. Manche erinnern sich vielleicht noch an unsere Umfrage im Winter 2013, in der wir nach Euren beliebtesten Alltagsbrotsorten gefragt haben.
Schon nach dem Jahreswechsel entstanden im Erzgebirge und im Münsterland erste Rezeptideen, wurde das Grundkonzept des Buchs festgelegt. Björn saß dann während des Osterurlaubs in Thailand 2014 täglich bei 35 °C schwitzend am mitgebrachten Laptop, um seine Grundlagentexte zu verfassen. Lutz eilte derweil in Deutschland von Backkurs zu Backkurs und machte sich nebenbei noch selbstständig. Nach Ostern ging es dann erst richtig los.
Wochenlang wurden Rezepte entwickelt, im eigenen Ofen getestet, Fotos ausgetauscht und beraten. Dann nahte Ende Juli 2014 die gemeinsame Backwoche. Es galt nun, alles in die Tat umzusetzen und die Backergebnisse gekonnt zu fotografieren. Ein mehr als ehrgeiziges Vorhaben, wie sich zeigen sollte.
Das folgende Backtagebuch ist aus der Sicht von Björn Hollensteiner und mit prüfendem und ergänzendem Auge von Lutz Geißler geschrieben, immer mit einem Zwinkern im Auge zu verstehen und soll einen Einblick darin geben, wie es den beiden Autoren in ihrer Marathon-Backwoche ergangen ist. In den nächsten Wochen werden abwechselnd im Plötzblog und hier Teile des Backtagebuchs erscheinen.

Sonntag, 27.07.2014
Der erste Tag, endlich geht es los, wird es ernst: Ab heute werden in einem abgelegenen Örtchen im Erzgebirge, das zudem wegen Sperrung der Hauptstraße nur über Schleichwege erreichbar ist, 100 verschiedene Brot- und Brötchenrezepte gebacken, fotografiert und von vielen Test-Essern verspeist.
Björn – 1500 km Autofahrt in den letzten 48 Stunden in den Knochen, erst von Österreich ins Münsterland, dann vom Münsterland ins Erzgebirge.

Anfahrt

Quelle: Screenshot von Viamichelin.de

Lutz – erschöpft von vielen Backkursen und Terminen.

Nur nebenbei erwähnt: schon die gesperrte Hauptstraße ähnelt in ihrem Ausbau eher einer der „One-track-road“, für die die schottischen Highlands berühmt sind, als einer klassischen deutschen Landstraße. Die Nebenstraßen jedoch gehen über Stock und über Stein…

Onetrack2
OK, ich gebe es zu, das ist jetzt etwas übertrieben. Das Bild stammt in Wirklichkeit aus den Highlands…

Kommt noch hinzu, dass es die Hausnummer des Hauses Geißler im Abstand von etwa 1000 m zwei Mal an derselben Straße gibt. Einmal in Cranzahl und einmal in Neudorf, wobei die Grenze zwischen beiden Orten nicht unbedingt auf den ersten Blick erkennbar ist.
Björns pünktliches Erscheinen bei Lutz misslingt kläglich.
Natürlich lenkt Björn hier nur geschickt von seinem Unvermögen ab, solche banalen Hemmnisse vorherzusehen und entsprechend früher loszufahren. Deswegen wirbelt Lutz auch schon durch die Backstube, die ersten drei Brote sind schon geknetet und geformt.

Tagebuch2

Die Plötz-sche Backstube, unser Wirkensort für die nächsten 6 Tage und Nächte… hier sieht sie noch sauber aus 😉

Nach kurzem Willkommen legt auch Björn seine Backschürze an, um eines seiner Rezepte in Angriff zu nehmen. Gewogen, gemischt und los geht’s – doch Moment, der Teig ist zu weich für eine Teigausbeute von 163. Es stellt sich heraus, dass 100 ml Wasser zu viel im Teig sind – die TA für dieses helle Kastenbrot liegt nun bei fast 180! Da scheint Björn wohl nach so viel Autofahrt einen kleinen Knick in der Optik gehabt zu haben!?
Hier hilft nur die Devise „positiv denken!“. Für den Bäcker heißt das: Das Brot wird eine wesentlich längere Frischhaltung haben! Es wird viel lockerer als geplant! Einfach weitermachen! Gründlich strecken und falten, ab in die Form und dann die Daumen drücken!
Gut… etwas nachsitzen müssen wir dann schon, denn wir brauchen ja ein Foto vom Brot, wie es nach Rezept aussehen soll. Also morgen ein Brot mehr backen. Ein paar angerührte Vorteige später endet dieser, wie sich noch zeigen wird, sehr kurze und entspannte Backtag.
Für Björn geht’s ab auf den nahen Fichtelberg, dort übernachtet er die nächsten 6 Nächte in frischer erzgebirgischer Luft über den Dingen dieser Welt und findet in herrlicher Stille die wohlverdiente Nachtruhe. Oder auch nicht.

Teil 2 des Backtagebuchs erscheint am 11.03.15 im Plötzblog

12 Gedanken zu „Brotbackbuch Nr. 2 – Das Backtagebuch Teil 1

  1. Lisa und Finja

    Wie schön:-) 🙂 Jetz weiß ich, woher der Name Back-„Stube“ kommt:-)
    Ich freue mich schon auf das Buch. Viel Spaß euch beiden weiterhin.

    Antworten
  2. Brot-Claudi

    Für mich ist es eine nette Geste die Entstehung eines Buches so zu schildern – es macht zumindest Lust auf’s Lesen und Kaufen.

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  3. ireneke156

    Danke für so einen herrlichen Berichts-Anfang. Das verlockt natürlich mehr zu lesen.
    Ich habe das schon in meinen Terminkalender notiert!

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  4. Chorus

    Wunderbar erzählt, besonders inspirierend, der schottisch – erzgebirgische Eintritt, Herr Autor. Habt ihr schon mal übers Whiskie brennen nachgedacht? Ich freu mich schon auf das Buch.

    Gruss

    Das Mehlkäferchen

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  5. Pingback: Vollwert-Kanten | der brotdoc

  6. Anita Schimpf

    Ich habe das Bankbuch Nr. 1 und möchte die Schusterjunge auf Seite 49 backen.
    Da steht unter dem Hauptteig: 25 g Anstellgut darunter verstehe ich den Sauerteig aus Roggen. Aber was 100 % Hydratation heißt verstehe ich nicht ganz.
    Kannst mir bitte erklären was Hydration heißt.
    Danke LG Anschi

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    1. brotdoc Beitragsautor

      Ich glaube, daß Du bei mir falsch bist. Das Brotbackbuch 1 wurde nur von Lutz Geißler geschrieben (Plötzblog.de). Hydratation heißt „Wassergehalt“. 100 % Hydratation heißt, daß gleich viel Wasser wie Mehl im Teig ist.

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  7. Michael

    Gut verständliche Rezepte, backe vieles mit Urgetreidesorten nach wie Khorasan, Emmer, Rotkorn, Waldstaudenroggen. Beim Dinkelvollkornbrot bspw. kann ich die Sorte Oberkulmer Rotkorn (Bodensee Biobauern) empfehlen. Das helle Dinkelvollkornbrot war ein bisschen trocken geraten, ansonsten waren die anderen Brote gut gelungen.

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  8. Pingback: Backwoche „Heimatbrote“ | der brotdoc

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