Archiv für den Monat: März 2014

Dunkles Roggenbrot

Reine Roggenbrote habe ich bislang nur in der Kastenform gebacken, mit entsprechend hoher Teigausbeute und guter Lockerung.
Ich wollte aber schon lange auch einmal ein kräftiges dunkles Roggenbrot freigeschoben backen. Als Herausforderung hat sich herausgestellt, eine Teigausbeute zu finden, die eine gute Lockerung erlaubt aber den Teig nicht zu weich für freigeschobenes Backen macht.
Das Brot ist von kräftig-würzigem Geschmack und eignet sich sehr für deftige Aufstriche.

Rogg2

Sauerteig TA 200:
228 g Roggenvollkornmehl
228 g Wasser
22 g Anstellgut
3 g Salz
Gut vermischen und 12-16 Stunden von 30° abfallend auf Raumtemperatur gehen lassen.

Hauptteig TA 175:
Sauerteig
372 g Roggenmehl 1370
222 g Wasser
9 g Salz
20 g Roggenmalz
10 g Honig
4 g Frischhefe

Die Zutaten in einer Knetschüssel für 7-9 Minuten verkneten. 45 Minuten ruhen lassen.
Auf die gut mit Roggenvollkornmehl bemehlte Arbeitsfläche geben und in die gewünschte Form bringen, dabei darauf achten, daß die Oberfläche nicht rissig wird. Mit Vollkornmehl einreiben und mit dem Schluß nach Oben im Gärkörbchen gehen lassen. Gare 90 Minuten bei Raumtemperatur.
Backen abfallend von 250° auf 210° für etwa 60-70 Minuten bis es schön dunkelbraun ist, Anfangs nur leicht schwaden.

Rogg3

Rogg4

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ENGLISH RECIPE

„Dark-rye-bread“ – this is a 100 % rye bread baked without a loaf-pan. It wasnt easy to find a hydration, which made it possible to bake it without a pan and allow for a not too firm crumb. Cut not too thick and with a tangy spread this bread is irresistible.

Rogg1

sourdough:
228 g whole rye flour
228 g water
22 g starter
3 g salt
Mix properly and let mature for 12-16 hours, dough temperature 30°C at the beginning.

Hauptteig TA 175:
Sauerteig
372 g dark rye flour
222 g water
9 g salt
20 g rye malt
10 g honey
4 g fresh yeast

Mix all ingredients for 7-9 minutes in the mixer.
Let rest for 45 minutes. Put on the well floured bench and shape roughly into the desired shape. Proof in a well floured banneton seam up for 90 minutes at room temperature.
Bake for 60 minutes beginning with 250°C, reducing to 210°C after 10 minutes. The crust should be dark brown.

Rogg5

Gallisches Landbrot

Ein weiteres Rezept aus der Experimentierphase mit Lievito madre. Ein reines Weizenbrot aus den französischen Mehlen T65 und T80 sowie Weizenvollkornmehl mit hoher Teigausbeute, das eine entsprechend saftige Krume bekommt und somit eine gute Frischhaltung aufweist. Ein wunderbares Alltagsbrot mit nur milder Säure, für alle Aufstriche hervorragend geeignet. Aufgrund der großen Wasserbindungsfähigkeit der Mehle und der Zubereitungsart dürfte der Teig trotz des hohen Wassergehalts auch für Anfänger gut zu bearbeiten sein.

Franz1

Hauptteig TA 179:
300 g Weizenmehl T80
200 g Vollkornweizenmehl
200 g Weizenmehl T65
75 g Lievito madre (direkt aus dem Kühlschrank)
567 g Wasser
4 g Frischhefe
15 g Salz

Alle Zutaten außer Salz und Hefe von Hand oder mit dem Handrührer vermischen, bis keine Mehlnester mehr sichtbar sind. 45 Minuten ruhen lassen. Salz und Hefe zufügen und mit dem Kneter für 2 Minuten unterkneten.
Den Teig in eine leicht eingeölte Teigwanne geben und 2 Stunden ruhen lassen. Nach 45 und 90 Minuten strecken und falten. Wenn der Teig noch sehr weich ist, ggf. ein drittes Mal strecken und falten.
Den Teig auf der gut bemehlten Arbeitsfläche rund wirken und im Gärkörbchen mit dem Schluß nach oben zur Gare stellen. Die Reifezeit bei Raumtemperatur beträgt 60 Minuten.
Den Ofen auf 240° gut vorheizen, das Brot auf einen Einschießer wenden und einschneiden. Sofort direkt auf den Backstein geben und gut schwaden. Nach 10 Minuten den Dampf ablassen und das Brot bei 210°C insgesamt weitere 60 Minuten ausbacken.

Franz3

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ENGLISH RECIPE

This is another experiment with lievito madre. I used french flours T80, T65 and whole-wheat-meal to create a high-hydration country-loaf with a mild acidity and good freshkeeping qualities. A very good bread for everydays consumption, suitable for every spread you prefer.

Franz2

main dough 79 % hydration:
300 g stone ground wheat flour (french type 80)
200 g whole wheat flour
200 g high gluten flour (french type 65)
75 g lievito madre (directly from the fridge)
567 g water
4 g fresh yeast
15 g salt

Mix everything but for the salt and the yeast until all flour is dissolved. Let rest for 45 minutes (autolyse). Add salt and yeast and mix for 2 minutes until medium gluten development.
Let rest in a dough canister for 2 hours, doing one stretch-and-fold after 45 and 90 minutes. If your dough is not developed enough after this, do another stretch and fold and let it rest for a further 20-30 minutes.
Shape into a boule on the well floured bench and proof in a banneton for 60 minutes at room temperature.
Put onto the peel, score as you like and insert into the oven, which should be preheated to 240°C. Steam properly and let out the steam after 10 minutes. Bake at 210°C for another 60 minutes.

Baguette mit Lievito madre

Nun folgt ein zweites Brot, das auf einen sehr guten Ofentrieb angewiesen ist: französische Baguettes. Während der Experimente mit dem Lievito madre habe ich mehrere Testteige mit dem französischen Mehl T65 von Schelli gemacht und unterschiedliche Mengen Lievito madre zugegeben. Geschmacklich gefiel uns die Variante mit 15 %-Zugabe in Bezug auf die Gesamtmehlmenge am besten.
Und ich muß hier eine frühere Aussage von mir revidieren. Ich hatte behauptet, mit dem Teig bei TA 175 nicht zurecht zu kommen. Alle Testteige mit dieser TA ließen sich jetzt wunderbar verarbeiten und ergaben saftige, leckere Baguettes. Das unten genannte Rezept habe ich in 2 Hälften geteilt. Eine Hälfte wurde direkt geführt, die andere kam für 48 Stunden in die Kühlung. Geschmacklich haben mir persönlich die direkt geführten Baguettes besser gefallen, meine Frau jedoch fand die kalt geführten besser. Letztere hatten einen kräftigeren, etwas säuerlicheren Geschmack.

Bag3
Baguettes mit Lievito madre – direkt geführt

Hauptteig TA 175:
900 g Weizenmehl T65
150 g Lievito madre (direkt aus dem Kühlschrank)
700 g Wasser
20 g Salz
6 g Hefe

Alle Zutaten außer Salz und Hefe in der Schüssel vermischen, bis das Mehl gelöst ist. 45 Minuten ruhen lassen. Salz und Hefe zugeben und ca. 2-3 Minuten langsam einkneten. Den Teig in eine Teigwanne geben und ruhen lassen.
a) bei direkter Führung für 3 Stunden, dabei nach 45 und 90 und 135 min. strecken und falten.
b) bei langer kalter Führung für 2 Stunden, dabei nach 30, 60 und 90 min. strecken und falten. Danach für 48 Stunden in den Kühlschrank geben bei 5°C.
Teig auf die gut bemehlte Arbeitsfläche kippen und 3 gleich große Stücke abstechen. Vorsichtig zu Zylindern einrollen, leicht entgasen. 20 Minuten ruhen lassen. Zu straffen Baguettes formen und diese mit Schluß nach oben im Leinentuch zur Gare stellen. 30 Minuten gehen lassen. Mit der Kippdiele auf den Einschießer geben, Schluß unten, 4 x einschneiden und sofort in den auf 240°C vorgeheizten Ofen auf den Backstein geben. Gut schwaden. Nach 10 Minuten Dampf ablassen und weitere 10-12 Minuten ausbacken.

Die Baguettes mit direkter Führung
Bag2

Die Krume bei direkter Führung
Bag5
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Die Kruste bei langer kalter Führung:
Bag6

Der Ausbund bei langer kalter Führung (48 h).
Bag8#

Bag10
Die Krume bei langer kalter Führung (48 h) – noch etwas grobporiger.
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ENGLISH RECIPE
One of my tries with lievito madre was baguette dough. This recipe has only lievito madre as a preferment and a very low yeast-ammount (0.6 %) to give it sufficient time for fermentation. Again, mixing is reduced to the absolute minimum in this recipe. I divided the dough into two parts, the first one being made directly and the second one matured in the fridge at 5°C for 48 hours. Both baguette turned out outstandingly. I liked the direct ones more because of the milder crumb-flavour, whereas my wife was more fond of the cold-proofed ones.

Bag7
The crust of the cold-proofed-baguettes

main dough 75 % hydration:
900 g high gluten flour (french type 65)
150 g lievito madre (directly from the fridge)
700 g water
20 g salt
6 g fresh yeast

Mix all ingredients but for the salt and the yeast in a bowl until all flour is dissolved. Let rest for 45 minutes (autolyse).
Add salt and yeast and mix for 2-3 minutes at first speed. Put into a dough canister and:
a) for the direct ones let mature for 3 hours, doing one stretch-and-fold after 45, 90 and 135 minutes.
b) for the long-cold-fermentation let mature for 2 hours, doing one stretch-and-fold after 30, 60 and 90 minutes. Put into the fridge at 5°C for 48 hours.
Put the dough onto the well floured bench and degas a little bit. Divide in 3 equally sized parts and roll each one into a cylinder. Let rest for 20 minutes. The shape into baguettes and proof in a linen-couche for 30 minutes, seam up.
Put onto the peel, seam down, score 4 times and put into the well preheated oven at 240°C (baking-stone!). Steam properly and remove steam after 10 minutes. Bake for another 10-12 minutes.

Bag4
The crumb of the direct-ones

Video: Baguettes formen

Das nächste Teigbearbeitungs-Video zeigt, wie ich meine Baguette forme. Vor etwas mehr als einem Jahr hatte ich schon ein Bilder-Tutorium hierzu veröffentlicht, nun das Ganze nochmal als Video. Der Teig ist aus französischem Weizenmehl T65 mit einer Teigausbeute von 175.

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=U8UOhZdAcO8&w=560&h=315]

Ich wünsche Euch viel Erfolg beim Nachbacken! Ein gelungenes Baguette ist für mich die Krönung der Brotback-Kunst.

Schneeflesserln – 1. Plötziade

Lutz ruft zur Teilnahme an seinem ersten Blog-Event auf, der ersten „Plötziade“. Da bin ich natürlich gerne dabei.

1. Plötziade

Ziel ist es, aus vorgegebenen Zutaten ein Rezept zu erstellen und dieses zu veröffentlichen. Die Zutaten sind 450 g Weizenmehl 550, 50 g Roggenvollkornmehl, 10 g Salz, Sauerteig/Hefe und Wasser. Nicht mehr und nicht weniger, Lutz ist da sehr streng 🙂 .
Nach ein paar Gedankenspielen und einem leicht fehlgeschlagenen Backversuch habe ich mich entschieden, Brötchen zu machen. Hierfür eignen sich die Zutaten wunderbar. Bei der Formung habe ich mich inspirieren lassen von den österreichischen „Mohnflesserln“, die wir im Pinzgau während unseres Urlaubs genossen haben.

Schnee8

Vollkorn-Water-roux:
30 g Roggenvollkornmehl
150 g Wasser
In einem Topf unter Rühren erwärmen, bis die Masse stockt. Abkühlen lassen auf Raumtemperatur.

Hauptteig:
Water-Roux
155 g Wasser
400 g Weizenmehl 550
20 g Roggenvollkornmehl
75 g Lievito madre (25 g Wasser, 50 g Weizenmehl 550) direkt aus dem Kühlschrank
10 g Salz
7 g Frischhefe

Alle Zutaten außer Salz und Frischhefe verkneten bis keine Mehlnester mehr da sind. 45 Minuten ruhen lassen. Salz und Hefe zufügen und 2-3 Minuten zu einem glatten Teig kneten.
60 Minuten Teigruhe. Den Teig danach auf die bemehlte Arbeitsfläche geben und ausstoßen.
In 9 Stücke von ca. 80-90 g teilen und diese zu Strängen ausrollen. Aus den Strängen wie unten in Bild und Video gezeigt Einstrang-Zöpfe flechten.

Schnee1

Schnee2

Schnee3

Schnee4

Schnee5

Die Zöpfe bei Raumtemperatur auf dem Blech abgedeckt 70 Minuten gehen lassen. In den auf 240° vorgeheizten Ofen einschießen und gut schwaden. 18-20 Minuten ausbacken.

Die Krume ist schön „flaumig“, wie gewünscht
Schnee10

Schnee9

So werden die Zöpfchen geformt:

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=JtdYgxAwXbg]

Und noch ein Video vom Ofentrieb – nicht wundern, einige hatte ich auch mit Mohn bestreut, die lagen im Ofen dann vorne.

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=0Zst-21imLc]

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ENGLISH RECIPE

Lutz called for a competition on his blog. The goal is to bake a bread with fixed ingredients (450 g bread flour, 50 g whole-rye-flour, 10 g salt, sourdough/yeast, and water), publicise it and see, how every participant has solved this task.
I decided for some new rolls, having been inspired by a traditional austrian braid-roll, the „Mohnflesserln“. Please have a look at the video and the pictures above to learn how to shape them.

Schnee7

water-roux:
30 g whole-rye-flour
150 g water
Stir in a pot on the stove until the mass becomes firm, let cool down to room-temperature.

main dough:
water roux
155 g water
400 g bread flour
20 g whole-rye flour
75 g lievito madre (25 g water/50 g bread flour) directly from the fridge
10 g salt
7 g fresh yeast

Mix everything but for the salt and the yeast for 1-2 minutes. Autolyse for 45 minutes. Add salt and yeast and mix for 2-3 minutes to a smooth dough.
Let rest for 1 hour. Put the dough onto the floured bench and degas properly. Divide into pieces of 80-90 g each.
Form one-strand-braids out of each piece as shown above in the pics and the video.

Schnee6
Proofing is for 70 minutes at room temperature. Bake at 240° with steam for 18-20 minutes, remove steam after 10 minutes.

La Tourte de Meule mit Lievito madre

Wirklich gute Brote verdienen es, daß man sie immer wieder backt und genießt. Ein solches Brot ist „La Tourte de Meule“, die ich seit Oktober immer mal wieder gemacht habe.
Das steingemahlene dunkle Weizenmehl hat in Verbindung mit Sauerteig und einem kräftigen Ausbacken einen derart delikaten Geschmack, daß ich davon nicht satt werden kann. Bloß der Ofentrieb war bislang nicht ganz so kräftig, wie ich ihn mir gewünscht hätte.
Nun, da ich erfolgreich einen Lievito madre angesetzt habe lag es nahe, diesen einmal dem Teig für die La Tourte de Meule zuzugeben. Und es war einfach spektakulär, wie man im unten verlinkten Zeitraffer-Video sehen kann. Geschmacklich ist diese Version etwas milder.

Tourte1

Hauptteig TA 178
645 g Weizenmehl T80 (steingemahlen)
157 g Lievito madre (105 g Weizenmehl 550, 52 g Wasser) direkt aus dem Kühlschrank
533 g Wasser
15 g Salz
4 g Frischhefe

Alle Zutaten außer der Hefe und dem Salz in die Knetschüssel geben und vermischen. 60 Minuten ruhen lassen (Autolyse). Danach das Salz und die Hefe zufügen und 2-3 Minuten auf niedriger Stufe unterkneten, das reicht durch die Autolyse. Der Teig sollte glatt und elastisch sein.
In eine leicht eingeölte Teigwanne geben und 120 Minuten ruhen lassen. Nach 45 und 90 Minuten strecken und falten.
Den Teig auf die Arbeitsfläche geben, gut bemehlen und straff rund wirken. Im Gärkörbchen bei Raumtemperatur mit dem Schluß nach oben 60 Minuten gehen lassen.
Auf den Schieber stürzen und rautenförmig einschneiden. Sofort einschießen (240°, Ober-/Unterhitze) und gut schwaden.
Nach Abschluß des Ofentriebs auf 210° herunter schalten und für weitere 60-70 Minuten kräftig ausbacken.

Der Ofentrieb mit Lievito madre ist so schön, daß ich ein Zeitraffer-Video gedreht habe:

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=OqmOBQWjTLI&w=420&h=315]

Tourte4

Tourte3

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ENGLISH RECIPE

„La Tourte de Meule“ is definitely my favourite bread since October. No other bread was made so frequently as this one.
Now, having the lievito madre available, I tried it again with it. The oven-rise was so impressive, that I made a time-lapse-video, which is linked above in the german text. It is notably milder than the sourdough-version and very digestible.

Tourte2

main dough 78 % hydration:
645 g stone ground medium wheat flour (french type 80)
157 g lievito madre (105 g bread flour, 52 g water)
533 g water
15 g salt
4 g fresh yeast

Put all ingredients save the yeast and the salt into the mixer and mix for 1-2 minutes. Then let rest for 60 minutes (autolyse). Add yeast and salt and mix for 2-3 minutes at first speed.
Put the dough into a lightly oiled canister and let it mature for 2 hours.
Do one stretch and fold after 45 and 90 minutes.
Form a boule out of the dough and let it proof at room temperature for 60 minutes, seam up, in a banneton.
Put on a peel, seam down, and score like a hash key. Put into the preheated oven at 240°C steaming properly. Bake for 10 minutes until oven rise is over and reduce baking temperature to 210°C. Bake for 60-70 minutes untile dark brown.

Tourte5

Rund wirken – forming of a boule

Das zweite Teigbearbeitungs-Video zeigt das Rund-Wirken eines weichen Teiges, in diesem Fall der „La Tourte de Meule“, meinem derzeitigen Lieblingsbrot.

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=zd2wbUpw4pc&w=560&h=315]

Warum wirkt man überhaupt Teige?

Wirken bedeutet zunächst mal nur, den Teig in eine gewünschte Form zu bringen. Bei Teigen mit hohem Weizenanteil ist das Wirken dazu da, den Teigling so zu formen, daß er beim Backen nicht in die Breite geht.
Wenn man einen Teig frisch geknetet hat, sind die Gluten-Stränge noch ziemlich ungeordnet. Durch Wirken des Teiges wird eine Ordnung da hinein gebracht und gleichzeitig eine Dehnung der Gluten-Stränge erreicht.
Dies hat zur Folge, daß der Teig im Ofen seinen Trieb nicht einfach bloß zu den Seiten hin entwickelt, sondern auch nach oben. Wirken ist vor langer Zeit der entscheidende Schritt weg vom Fladenbrot gewesen. Durch Wirken kann man Brote backen, die vertikal schneidbar sind und ein größeres Volumen als Fladenbrot haben.
Bei weichen Teigen ergibt sich das Problem, daß sie gerne an den Händen kleben, wenn man formt. Dies kann etwas umgangen werden, wenn man seine Hände sowie den Teig gut bemehlt und eine Teigkarte zur Hilfe nimmt.

Lievito madre

Nachtrag 25.07.2017

Ich habe mich entschlossen, zu diesem beliebten Artikel noch ein paar Anmerkungen zu machen. Der unten geschriebene Text fasst meinen Wissensstand aus dem Sommer 2014 zusammen. Inzwischen sind mir noch andere Methoden bekannt geworden, wie Hobbybäckerin – und bäcker sich einen eigenen Lievito Madre ziehen können. Aus heutiger Sicht ist die unten beschriebe Methode die „komplizierteste“ und auch störanfälligste Version. Würde ich mir heute einen Lievito Madre neu ziehen wollen, wäre das Rosinenhefewasser meine erste Wahl. Ich fasse die drei besten Methoden hier noch mal in einem Ranking zusammen. Sucht Euch aus, was Euch am besten gefällt:

  1. Rosinen (Apfel / Holunder usw.)-Hefewasser: Hierzu habe ich eigene Experimente gemacht und sie in einem Artikel zusammengefasst. Eine phantastische Methode, schnell und sicher zu einem toll triebfähigen Sauerteig zu kommen. Neben Rosinen können auch Apfelschalen, Holunderblüten, Aprikosen / Pfirsiche, gar Ananas usw. zur Anwendung kommen.
  2. Verwendung eines Fermentstarters wie Madre di Lugano von Bongu. Dieses Trockenferment bringt einen hervorragend schmeckenden und triebfertigen Lievito Madre hervor, der sich dann, ohne erneutes Trockenferment zu verbrauchen, immer wieder auffrischen lässt. Mein hieraus gezogener Lievito Madre wird gerade ein Jahr alt und ist über die Zeit so triebstark geworden, daß er nach einer Fütterung noch maximal 90-120 Minuten braucht, um sich mehr als verdoppelt zu haben. Sogar im Kühlschrank treibt er noch weiter. Wie aus einem Erstansatz ein fertiger LM gemacht wird, beschreibe ich beim Ferment-Brot.
  3. Die unten beschriebene Methode der Selbstzüchtung mit Honig. Ich würde aus heutiger Sicht auf den Joghurt verzichten, da er keine wirklichen Vorteile bringt. Also einfach in der Startrezeptur Wasser, Mehl, Honig mischen und den Joghurt weglassen.

Das Auffrischen eines Lievito Madre habe ich als Video inzwischen auch gepostet.

Original Artikel

ENGLISH SPEAKING READERS PLEASE LOOK BELOW FOR THE TRANSLATION

Fast jeder Hobbybäcker freut sich über einen guten Ofentrieb bei seinen Gebäcken. Damit der Ofentrieb klappt, müssen so einige Parameter eingehalten werden, unter anderem braucht man eine gute Unterhitze im Ofen (Backstein) und die Teiglinge sollten noch etwas Untergare haben, richtiges Schwaden ist ebenso wichtig.
Und dann gibt es noch ein natürliches Hilfsmittel: den sogenannten „Lievito madre“, der ursprünglich aus Italien stammt. Die „Trieb-Mutter“ ist wenn man so will ein hefebetonter milder Weizensauerteig, der durch die niedrige Teigausbeute sehr gut im Kühlen lagerbar ist.
Stefanie und Susanne haben beide in den letzten Monaten davon berichtet und nun habe auch ich mich endlich aufgerafft, mir einen Lievito madre anzusetzen.
Wie Stefanie schreibt ist das Besondere daran, daß aus dem Honig spezielle Nektarhefen stammen, die diesen Sauerteig enorm triebfähig machen. Der Trieb setzt vor allem dann ein, wenn es im Brot während des Backens zum raschen Temperaturanstieg kommt. Hierdurch verstärkt sich der Ofentrieb beträchtlich.
Ich habe mich bei meinem Ansatz an Stefanies Beschreibung orientiert, für eine leichte Milchsäurenote etwas Joghurt zugegeben und häufiger aufgefrischt. Zuletzt war der LM so aktiv, daß er sich bei 10 prozentigem Ansatz bereits nach 3 Stunden bei einer Temperatur von 28° verdreifacht hat.
So habe ich ihn dann in den Kühlschrank gegeben und dort gelagert. Die ersten Backversuche sind auch schon erfolgt und vielversprechend. Mein Lieblingsbrot, die Tourte de Meule, ist mit der LM-Zugabe wirklich wunderbar geworden. Rezept folgt in den nächsten Tagen.

Grundansatz:
150 g Weizenmehl 550
50 g Wasser
25 g Honig
20 g Joghurt
Berufstätige sollten den Grundansatz am Sonntagabend ansetzen. Verrühren und in einem geschlossenen Behälter bei 24-26° 48 Stunden ruhen lassen. Bei mir zeigte dieser Ansatz erst gegen Ende etwas Aktivität.

LM1

LM2

1. Auffrischen:
100 g Weizenmehl 550
50 g Wasser
40 g vom Grundansatz
Dienstagabends verrühren, mit der Hand durchkneten bis der Teig glatt ist und zu einer Kugel formen. Diese kreuzförmig einschneiden und 48 Stunden bei 28° abfallend auf Raumtemperatur gehen lassen. Danach hatte sich bei mir der Ansatz verdreifacht.

Eine Bilderfolge wie die Handknetung erfolgt…

Lievito6
Den leicht verrührten Teig mit dem Handballen flachdrücken…

Lievito7
einmal falten…

Lievito9
und wieder flachdrücken..

Lievito10
nochmals falten…

Lievito11
und wieder flachdrücken…

Lievito12
so lange so weiter kneten, bis der Teig glatt ist (3-4 Minuten)

Lievito13
kreuzweise einschneiden…

Lievito14
Fertig!

2. Auffrischen:
100 g Weizenmehl 550
50 g Wasser
20 g vom ersten Auffrischen
Donnerstagabends verrühren, mit der Hand durchkneten bis der Teig glatt ist, dann zu einer Kugel formen und kreuzweise einschneiden. 24 Stunden bei 28° abfallend auf Raumtemperatur gehen lassen. Danach sollte wieder eine Verdreifachung zu beobachten sein.

Lievito5
So sieht er nach dem 3. Auffrischen und Gehen aus…

3. Auffrischen:
100 g Weizenmehl 550
50 g Wasser
10 g vom zweiten Auffrischen
Freitagabends verrühren, mit der Hand durchkneten bis der Teig glatt ist, dann zu einer Kugel formen und kreuzweise einschneiden. 12 Stunden bei 28° abfallend auf Raumtemperatur gehen lassen. Danach sollte wieder eine Verdreifachung zu beobachten sein.

4. Auffrischen:
100 g Weizenmehl 550
50 g Wasser
10 g vom dritten Auffrischen
Samstagmorgens verrühren, mit der Hand durchkneten bis der Teig glatt ist, dann zu einer Kugel formen und kreuzweise einschneiden. 6 Stunden bei 28° abfallend auf Raumtemperatur gehen lassen. Danach sollte wieder eine Verdreifachung zu beobachten sein.

5. Auffrischen:
100 g Weizenmehl 550
50 g Wasser
10 g vom vierten Auffrischen
Samstagmittags mit der Hand durchkneten bis der Teig glatt ist, dann zu einer Kugel formen und kreuzweise einschneiden. 3-4 Stunden bei 28° abfallend auf Raumtemperatur gehen lassen. Danach sollte wieder eine Verdreifachung zu beobachten sein.

Die Reste habe ich jeweils gesammelt und zu Brotteigen als „Alter Teig“ zugefügt, es wäre zu schade, es zu verwerfen.

Nun ist der Lievito madre schön triebstark und kann verwendet oder im Kühlschrank bis zu 3 Wochen gelagert werden. Man kann ihn wie gesagt direkt aus dem Kühlschrank zum Teig zugeben. Entweder als Sauerteig-Ersatz (dann bis zu 25 % der Gesamtmehlmenge) oder als Triebverstärker, dann vom Lievito madre eine Menge zum Teig geben, die 10 % der Gesamtmehlmenge entspricht.

Der Aufwand lohnt sich meines Erachtens außerordentlich, denn der Geschmack der Backwerke ist durch den Lievito madre wesentlich mild-säuerlicher, als durch normalen Weizensauerteig.

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ENGLISH TEXT

Lievito madre is a very mild and powerful wheat-sourdough of italian origin. There are two big differences to a normal wheat sourdough. On the one hand it will greatly improve oven rise, some bakers and hobby-bakers use it in almost every dough with a percentage of 10 %, taken directly from the fridge. On the other hand it won’t over-acidify your doughs. If being nourished regularly and matured at 28-30°C it is powerful enough to rise even heavy doughs like panettone. Due to the low hydration it is very robust and can be stored in the fridge for several weeks.
If you cannot get it from a friend here is an instruction how to make one by yourself.

initial base:
150 g bread flour
50 g water
25 g honey
20 g yoghurt
Working people should mix the initial base on sunday evening. Mix everything and let it mature at warm temperature for 48 hours.

LM1

LM2

first feed:
100 g bread flour
50 g water
40 g of the basic approach
On tuesday evening mix everything with a spoon, then knead by hand until the dough is smooth. Score cross-wise and let rest for 48 hours covered at warm temperature. There will be only low activity visible after this time.

step-by-step instruction:

Lievito6
press down the dough with the palm

Lievito7
fold once..

Lievito9
press down again…

Lievito10
fold once again…

Lievito11
and press down…

Lievito12
repeat until the dough is smooth

Lievito13
score cross-wise

Lievito14
Finished!

second feed:
100 g bread flour
50 g water
20 g of the first-feed-dough
On thursday evening mix everything with a spoon, then knead by hand until the dough is smooth. Score cross-wise and let mature for 24 hours covered at warm temperature. It should have doubled or tripled its size after this time.

Lievito5
after the second feed and maturation

third feed:
100 g bread flour
50 g water
10 g of the second-feed-dough
On friday evening mix everything with a spoon, then knead by hand until the dough is smooth. Score cross-wise and let rest for 12 hours covered at warm temperature. It should have doubled or tripled its size after this time.

fourth feed:
100 g bread flour
50 g water
10 g of the third-feed-dough
On saturday morning mix everything with a spoon, then knead by hand until the dough is smooth. Score cross-wise and let rest for 6 hours covered at warm temperature. It should have doubled or tripled its size after this time.

fifth feed:
100 g bread flour
50 g water
10 g of the fourth-feed-dough
On saturday noon mix everything with a spoon, then knead by hand until the dough is smooth. Score cross-wise and let rest for 3-4 hours covered at warm temperature. It should have doubled or tripled its size after this time.

I collected the leftovers of each feeding and used that as „old dough“ in other breads so that they aren’t wasted.

The lievito madre is now ready for baking or for storage in the fridge. For a good activity one should repeat the fifth feed once a week.

Dinkel-Sauerteigbrot – Spelt-Sourdough

Nun noch ein Rezept das vor 4 Wochen bei meinen Dinkel-Brotbackversuchen entstand aber zunächst auf Veröffentlichung warten mußte. Dieses Dinkelsauerteigbrot ist wirklich leicht und einfach herzustellen und doch in seiner Schlichtheit etwas Besonderes. Hier zeigt sich einmal wieder, daß auch mit Weißmehl hocharomatische Brote entstehen können. Das maschinelle Kneten ist auf das absolute Minimum reduziert.

Dinkel1

Ergibt ein Brot für das 1,5 kg Gärkörbchen

Sauerteig:
168 g Dinkelmehl 630
100 g Wasser
16 g Anstellgut (kann vom Weizensauerteig sein)
Vermischen und 12-16 Stunden reifen lassen.

Hauptteig TA 160:
Sauerteig
432 g Dinkelmehl 630
260 g Wasser
12 g Salz

Alle Zutaten vermischen und 30 Minuten ruhen lassen. Dann etwa 2 Minuten auf niedriger Stufe mit dem Handkneter oder von Hand durchkneten. In eine leicht eingeölte Teigwanne geben und 120 Minuten ruhen lassen, dabei nach 45 und 90 Minuten strecken und falten.
Den Teigling erst leicht rund wirken und dann sofort straff lang wirken. In das Gärkörbchen geben mit dem Schluß nach oben und etwa 80-90 Minuten bei Raumtemperatur gehen lassen. Je nach Triebkraft des Sauerteigs kann diese Zeit länger oder kürzer sein. Das Brot sollte 3/4 bis knappe Gare haben.
Auf einen Einschießer geben, einschneiden und in den auf 240°C vorgeheizten Ofen geben. Mit Dampf anbacken und nach 10 Minuten auf 210° reduzieren. Weitere 50 Minuten ausbacken.

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Dinkel2

ENGLISH RECIPE

This is a plain and simple recipe for spelt sourdough bread. With no commercial yeast added you will get a lightly sour and highly aromatic spelt-bread. Kneading by machine is reduced to the absolute minimum. It is worth a try.

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sourdough:

168 g white spelt flour
100 g water
16 g starter (wheat starter possible)
Mix and let mature for 12-16 hours.

main dough 60 % hydration:
sourdough
432 g white spelt flour
260 g water
12 g salt

Mix all ingredients for 1-2 minutes and let rest for 30 minutes (autolyse). Then mix for 1-2 minutes with the mixer or by hand. Put the dough into a oiled canister and let it rest for 120 minutes. Do one stretch and fold after 45 and another after 90 minutes.
Form a long loaf and proof it in a banneton for 80-90 minutes, seam up. This time can vary depending on the activity of the sourdough. The goal is a 3/4 proofed bread.
Put it on the peel, seam down and score. Then put it into the preheated oven at 240°C and steam properly. After 10 minutes reduce to 210°C and bake for another 50 minutes.

Video: Teigbearbeitung „Strecken und Falten“

Seit langem hatte ich vor, neben den Bilder-Tutorien auch Teigbearbeitungs-Videos zu drehen und zu veröffentlichen. Mit meiner neuen Spiegelreflexkamera kann ich nun auch filmen, somit steht den Videos nichts mehr im Wege. Hier also mein erstes Teigbearbeitungs-Video über das Strecken und Falten von mittelfesten Teigen.

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=Ot9YD1GLYzo&w=560&h=315]


Wozu ist eigentlich Strecken und Falten gut?

In der deutschsprachigen Fachliteratur und in den meisten Brotbackbüchern für Hobbybäcker kommt es kaum vor. Wesentlich verbreiteter ist Strecken und Falten von Teigen in Frankreich und im angelsächsischen Raum, hier vor allem unter den „artisan bakers“, die viele Methoden aus der französischen Backkunst umsetzen.

Seinen Haupteinsatz hat Strecken und Falten bei reinen Weizenteigen und Teigen mit überwiegendem Weizenanteil. Diese Teige erhalten ihre Teigbindung und Krumenstruktur über die Verbindung von im Mehl enthaltenen Eiweißen mit Wasser zu Strängen, des sogenannten Glutengerüsts.

Üblicherweise werden im Kneter anfangs alle Zutaten vermischt und dann an der Entwicklung des Glutengerüsts gearbeitet. Man kann mit dem Teigkneter eine vollständige Entwicklung des Glutengerüsts erreichen, muß hierzu aber oft lange kneten (mehr als 10 Minuten). Das führt auf der anderen Seite zu einem sehr starken Sauerstoffeintrag in den Teig und zu einer Oxidation des Teiges, wobei Nährstoffe und Geschmacksstoffe verloren gehen.

Man sieht es schon an der Krume: lange und ausgiebig geknetete Krumen sind erkennbar heller als solche, die wenig oder gar nicht maschinell geknetet werden. Dies liegt an den sogenannten Carotinoiden, die im Mehl natürlich vorkommen und die umso mehr denaturiert werden, je länger man knetet. Es ist ein wichtiges Qualitätszeichen auch von mit Weißmehlen hergestellten Broten, daß die Krume eben nicht weiß ist, sondern beige bis leicht gelblich. Daran kann man erkennen, daß schonend gearbeitet wurde.

Es ist also sinnvoll, Teige nicht so lange maschinell zu kneten, damit die Brote später intensiver und besser schmecken. Genau dazu ist das Strecken und Falten gut. Man knetet die Teige nur bis zu leichter bis mittlerer Glutenentwicklung im Kneter und die restliche Teigentwicklung geschieht während der Stockgare durch weitere Quellung und Glutenstrangbildung. Dehnen und Zusammenfalten des Teiges „ordnet“ die Glutenstränge und bringt Spannung in den Teig, wie im Video gezeigt. Es ist durch Strecken und Falten sogar möglich, Teige mit hohem Weizenanteil komplett ohne Einsatz eines Kneters zu entwickeln (No-Knead-Bread).

Alles in allem eine sehr sinnvolle Methode, die meines Erachtens auch hierzulande in den Bäckereien mehr Verbreitung finden sollte in Verbindung mit längeren Teigführungen.